Positionen

Beiträge zum Thema Positionen

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Positionen - Leopold Neuhold
Der Zaun

Ein Löwe wurde gefangen und in ein Löwengehege gebracht. Dort traf er viele andere Löwen an. Manche waren schon lange hier, etliche schon im Gehege geboren worden. Beim Herumgehen lernte er verschiedene Gruppen von Löwen kennen. Die einen waren religiös, sie sangen Lieder von Erlösung, von einem künftigen Lebensraum ohne Zäune. Andere erinnerten an Zeiten, als es noch keine Zäune gegeben hatte. Manche schlossen sich zu revolutionären Gruppen zusammen, die andere bekämpften, um sich selbst zu...

  • 05.04.23
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Vor dem Spiegel

Die Morgennachrichten, vor dem Badezimmerspiegel. Manchmal hätte ich wirklich gern einen Überblick! Über alles. Dann würde ich mich weniger machtlos fühlen angesichts dieses Knäuels von Klima- und politischen Erhitzungen, auch angesichts der Mutlosigkeit mancher Mitmenschen oder der Aggression anderer, ihrer „Eh-klar-wer-schuld-ist“-Erklärungen (die Obrigkeiten, Migranten, Feministinnen, der Westen/Osten, die Konservativen/Progressiven …) für schwer durchschaubare Fragen. Vieles ziemlich...

  • 29.03.23
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Positionen - Karl Veitschegger
Macht und Dienst

Eines muss man den Deutschen lassen: Wenn sie eine Sache angehen, tun sie es gründlich. Für österreichische Ohren klingt manches hart. Wir vermissen den Charme der Diplomatie. Das trifft auch auf den „Synodalen Weg“ (SW) der katholischen Kirche in Deutschland zu. Er wurde begonnen, um den Missbrauchsskandalen schonungslos auf den Grund zu gehen. Unsere katholischen Nachbarn haben klar erkannt: Die Unzahl an Missbräuchen innerhalb der Kirche und ihr Verborgen-Halten waren nur möglich, weil...

  • 22.03.23
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Sprechen Sie Deutsch?

Samstagvormittag in der Banklobby. Eine Dame gehobenen Alters bittet mich um Hilfe. Ihren gutgläubigen Umgang mit ihrem PIN-Code, den sie mir neben den Beträgen auf ihren multiplen Konten bereitwillig zeigt, kommentiere ich vorerst nicht. Stattdessen notiere ich ihr die Nummer des 24-Stunden-Helpdesk – für den Fall, dass ihr nächster Hilfesteller andere Absichten verfolgen sollte. Bestens gelaunt im Wissen, heute etwas Gutes getan zu haben, verabschiede ich mich, als sie mir noch ein „Gott sei...

  • 15.03.23
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Positionen - Ernest Theußl
Keine Erinnerung

Da sitzen sich zwei ältlicheHerren im Foyer eines Kurhauses gegenüber, der eine mit Gicht, der andere mit Rheuma. Sie haben sich gut 30 Jahre nicht gesehen und tauschen jetzt gemeinsame Erinnerungen über ihre Zeit in Judäa aus, damals, als man einen gewissen Jesus aus Nazaret ans Kreuz hängte. Der eine war Pontius Pilatus, der andere sein Jugendfreund. Und er wollte herausfinden, ob sich der Statthalter emeritus noch an diese Szene erinnere. Doch dieser antwortet lapidar: Ich erinnere mich...

  • 08.03.23
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Positionen - Monika Prettenthaler
Wo stehe ich?

Alle, die sich manchmal mit Hilfe von Technik und Internet orientieren, kennen das: Egal, ob Navigationssystem am Mobiltelefon oder eine Uhr, die mit GPS ausgestattet ist – die Geräte brauchen immer einige Zeit, um Verbindung mit dem Satelliten aufzunehmen. Das Display meldet in dieser Phase „Standortsuche“ … Ärger über die Wartezeit ist eine Reaktionsmöglichkeit, Dankbarkeit über die Erinnerung, wie wichtig das Finden der eigenen Position in vielen Lebensbereichen ist, wäre eine andere. Viele...

  • 01.03.23
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Positionen - Leopold Neuhold
Was ist lebensdienlich?

„Musst Du schon wieder Bier trinken?“, fragt die besorgte Ehefrau. Die Antwort des Mannes: „Nein, ich mach es freiwillig!“ – Was manchmal wie eine freie Entscheidung ausschaut, ist oft nur ein Reflex auf ein Bedürfnis, etwas, was automatisch abläuft und von Selbstverständlichkeit geprägt ist. Diese Selbstverständlichkeit kann dann auch zu einem Zwang – wenn auch manchmal unbewusst – werden, ein Zeichen dafür, dass der Griff nach der Flasche dann nicht mehr ganz freiwillig ist. „Fasten macht...

  • 22.02.23
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Foto: Krpelan

Offen gesagt - Regina Polak
Alles ist auf dem Tisch

Wie war die synodale Versammlung für Sie? Diese Etappe der Weltsynode empfinde ich als durchaus gelungen. Für die nächsten Schritte liegt alles auf dem Tisch. Dass es in Prag keine Abstimmungen gab, hat manche enttäuscht, war aber von vornherein klar. Es geht darum, in diesem Prozess möglichst viele mitzunehmen und keine Gewinner oder Verlierer zu produzieren. Die Einübung in eine synodale Kultur ist durchaus gelungen. Für manche VertreterInnen östlicher Länder waren offene Gesprächsszenarien...

  • 15.02.23
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Narren gefragt

Sie sind pfiffig und nehmen sich kein Blatt vor den Mund, manchmal benehmen sie sich schlecht. Sie treiben Schabernak oder trauen sich – mutig und lebensfremd – den Kampf gegen Windmühlenflügel zu. Wir kennen Narrenfiguren wie Till Eulenspiegel, Don Quijote oder das Kind, das sich in Andersens Märchen mit dem Ausruf „Der Kaiser ist ja nackt“ nicht um kaiserliche Autorität kümmert. Der Narr ist wohl eine zwiespältige Gestalt. Man weiß nicht recht, woran man bei ihm ist. Er kann hinterlistig sein...

  • 15.02.23
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Positionen - Karl Veitschegger
Leicht zu überhören

Bei seiner Angelobung am 26. Jänner 2023 erinnerte Bundespräsident Alexander van der Bellen an ein Wort des verstorbenen Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher: „Das Gute spielt in dieser Welt seinen Part meist piano und pianissimo. Und es gehört zur Lebenskunst, es nicht zu überhören.“ Ein kostbarer Satz, den ich mir sofort notiert habe. Die Berichte über Skandalöses, Brutales, Gefährliches dröhnen gleichsam an unser Ohr, sie okkupieren unsere Aufmerksamkeit, oder – noch schlimmer – sie...

  • 08.02.23
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Prost!

Endlich habe auch ich die Show „Hader on Ice“ gesehen. Josef Hader setzt sich darin mit allem auseinander, was typisch für den Waldviertler ist, vor allem aber typisch für den Österreicher. Nach zweieinhalb Stunden schwankt er über die Bühne – betrunken, nicht vom vermeintlichen Tee aus der Rum-Flasche, auch nicht vom Gelächter im ausverkauften Saal, sondern vor allem von der Bestätigung, die ihm der tosende Applaus des Publikums ausstellt: Wie realistisch der Schmäh mit dem Nachbarn klingt,...

  • 01.02.23
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Positionen - Ernest Theußl
Physik und Metaphysik

Es war ein erhebender Augenblick für uns alle, als der Österreicher Anton Zeilinger den Nobelpreis für Physik entgegennahm. Mit seinen Forschungen hat er – wie man uns sagt – bahnbrechende Einblicke in das Innerste der Natur („ta physika“) freigelegt – für die halt, die das noch nachvollziehen können. Was aber ist das, was über die Natur hinausgeht, das berühmte „ta meta ta physika“, wie es Aristoteles formuliert hat? Schon von der Schule her bin ich es gewohnt, Metaphysik mit etwas Geistigem...

  • 25.01.23
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Positionen - Monika Prettenthaler
Familiengeschichten

Um Weihnachten und den Jahreswechsel ist in vielen Familien Zeit für Besuche, gemeinsame Feiern und Unternehmungen. Unabhängig, ob im aktuellen Familiensystem oder im weiteren der Herkunftsfamilie, werden in diesen Zusammenkünften gemeinsame Prägungen genauso erfahrbar wie unterschiedliche Entwicklung Einzelner: Da wird vielleicht bewusst, wie sehr die verstorbene Mutter, Oma oder Schwester als verbindende Mitte fehlt. Da gibt es beispielweise den Bruder, der sich intensiv mit der...

  • 18.01.23
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Positionen - Leopold Neuhold
Was wir Gott erlauben

„Lange war ich Atheist, bis ich draufkam, dass ich Gott bin!“ Dieser Spruch weist auf den Menschen, der selbst Gott sein und alles unter Kontrolle haben will. Ein solcher Ausgriff auf eine beanspruchte Allmacht ist spätestens durch die COVID-Pandemie oder den Ukraine-Krieg gestört worden. Daraus zieht Papst Franziskus in seiner heurigen Weltfriedensbotschaft diesen Schluss: „Was sollen wir also tun? Zunächst einmal zulassen, dass unser Herz durch die erlebte Krise verändert wird, das heißt...

  • 11.01.23
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Größere Jahre!

Der Ausruf aus einem Peanuts-Cartoon ist als augenzwinkern-der Neujahrswunsch bei mir angekommen. Charlie Browns Freundin Lucy klagt darin: „Uns bleibt immer weniger Zeit für die Dinge, die wir tun wollen.“ Es folgt (nach der hinreißend gezeichneten Grübelpause) ihre lautstarke Erkenntnis: „Wir brauchen größere Jahre!“ Viele von uns werden Lucy seufzend zustimmen: Für all die Dinge, die wir tun wollen, sind unsere Tage oft zu „klein“, Stunden und Jahre, so scheint’s, galoppieren dahin. Wie gut,...

  • 04.01.23
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Positionen - Karl Veitschegger
„Wir gehen vom Leben der Menschen aus …“

… so steht es im Zukunftsbild der Katholischen Kirche Steiermark. Eigentlich ein „weihnachtliches“ Wort. Bischof und Diözese orientieren sich hier am Weg, den Jesus selbst gegangen ist. Denn bevor er predigte, Wunder wirkte und Jünger um sich sammelte, wurde er Mensch. Einfach Mensch. 30 Jahre lebt er in Nazaret. Er erlernt dort nicht nur ein Handwerk, sondern vor allem das Menschsein. Er erlebt Glück und Unglück menschlicher Beziehungen, Zärtlichkeit und Gewalt, Enge und Großzügigkeit,...

  • 21.12.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
Wer ist dieser Jesus von Nazaret für mich?

Wir feiern zu Weihnachten die Geburt eines Kindes, Jesus von Nazaret, den das Zeugnis der Bibel auch mit Titeln wie „Christus“ bzw. „Messias“ (Gesalbter), „Sohn Gottes“ anspricht. Was vielen von uns so fraglos und selbstverständlich erscheint, hat in der Geschichte zu heftigen Diskussionen geführt. Denn es stellt sich die Frage: Wie weit nehmen wir ernst, dass Jesus wirklich Mensch war, dass Maria einen Menschen geboren hat? Und wie weit dürfen wir sie „Mutter Gottes“ nennen? Viele Theologen...

  • 14.12.22
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Schritttempo

Gefühlt zwei Jahrzehnte (tatsächlich vielleicht sechs Wochen) übte ich mich beim Radfahren in der Kreativität der alternativen Routen-Auswahl, wenn ich mich von meinem Wahlheimats-Stadtbezirk Geidorf auf den Weg zum Grazer Zentrum machte. Der Grund war ein nur temporär frustrierender, auf lange Sicht jedoch sehr erfreulicher: Weil die Radspur verbreitert wurde, befand sich der gesamte Kaiser-Franz-Josef-Kai in baustellenbestaubter, für fahrende Pedalritter gesperrter, Aufruhr. Mich eher in...

  • 07.12.22
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Positionen - Ernest Theußl
Im Anfang: das Wort

Wer hat diese Erfahrung nicht schon einmal gemacht: Da läuft man tagaus, tagein unzähligen Menschen über den Weg, die wir nicht kennen, über die wir auch nichts wissen. Sie bleiben im Dunkel der Wahrnehmung. Und dann kommt es vor, dass man sich einfach „Guten Morgen“ sagt, und plötzlich ist die Situation wie verändert. Irgendwie hat sich ein Gefühl der Nähe aufgebaut, und der andere ist „Mensch“ geworden. Dieses eine Wort – es hätte auch ein anderes sein können – hat plötzlich viel bewirkt. Es...

  • 30.11.22
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Positionen - Monika Prettenthaler
Warten

Worauf warten Sie? Was erwarten Sie? Wer wartet, ahnt schon etwas voraus oder sieht dem Eintreffen eines Ereignisses oder einer Person entgegen … Unabhängig von ihrem Alter warten Menschen auf den Bus, den Zug, das Heimkommen, den Feierabend oder den Sonntag, auf die Liebe, das Gesundwerden, auf eine Geburt oder auf Frieden und andere Zeiten. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass die menschliche Fähigkeit, größere Zeiträume überblicken, gestalten und planen zu können, in engem...

  • 23.11.22
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Positionen - Leopold Neuhold
Behaupten ist zu wenig

„Wir stimmen der Vorlage rückgratlos zu!“ Dieser Versprecher deutet wie die ebenfalls unbeabsichtigte Betonung vor einer Rede: „Es gilt das gebrochene Wort!“ auf einen fragwürdigen Zustand unserer Demokratie hin. Diese wird als nackter Mechanismus, nicht als Haltung betrachtet. Das Argument ist oft der bloßen Behauptung gewichen, die Suche nach Gründen, die durch Abwägen und Berücksichtigen von Einwänden geprägt ist, vom lautstarken, immer wieder wiederholten Schlagwort abgelöst. Jede Seite...

  • 16.11.22
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Net aufhuss’n lassen

Es war ein kurzer Seitensprung im Wohnzimmer Ende Oktober: zur Rede des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an seine Nation. Als Video-Zaungast habe ich ernsthafte Worte gehört. Ernüchternd und ermutigend. Ersteres, weil einiges daraus nach Mühe klingt, das höre ich nicht gern. Letzteres weil es guttut, wenn jemand in klaren Worten ausspricht, was als Befürchtungswolke eh über uns schwebt: Die Zeiten werden rauer. Manches in dieser Rede ist nicht eins zu eins auf Österreich...

  • 09.11.22
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Positionen - Karl Veitschegger
Nächstenliebe ohne Pferd

Das biblische Wort „Almosen“ (von griechisch eleēmosýnē – Gabe der Barmherzigkeit) hat keinen guten Ruf mehr. Es ist zu einer Karikatur von Wohltätigkeit verkommen, im Sinne von: Ich gebe etwas her, was ich nicht mehr brauche oder leicht verschmerzen kann, und die Armen sollen sich gefälligst darüber freuen und dafür dankbar sein. Man spürt den Hauch von Hochnäsigkeit und Verachtung. Oder: Ich gebe schnell etwas her, um mein Gewissen zu beruhigen. Das kann zwar einem Armen durchaus helfen, aber...

  • 02.11.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
Wieder Zeit für Reformation

Wenn am 31. Oktober die evangelische Kirche den Reformationstag begeht, könnte das auch für die katholische Kirche ein Anstoß zur Veränderung sein. Der tschechische Theologe Tomáš Halík erklärte kürzlich in einem Interview: „Die Kirche steht vor der Notwendigkeit einer neuen Reformation. Das bringt logischerweise die Gefahr mit sich, dass einige, denen die Reform zu radikal sein wird, und andere, denen sie zu moderat sein wird, die Kirche verlassen werden.“ Er selbst ließ sich als junger Mann...

  • 25.10.22
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