Positionen - Christian Teissl
Schweben
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Ein Sommermorgen. Die Nacht über hat es geregnet. Kein Wolkenbruch, kein donnernder Gewitterregen, ein leichter Landregen nur. Nun steigen in rauchigen Schwaden die Morgennebel aus den Tälern auf; Kühle weht durchs offene Fenster. Zwischen den schneeweißen Wolkenbahnen, die kreuz und quer über den Himmel laufen, erscheint die Sonne und vergoldet die Landschaft.
Dankbar für jeden ihrer Strahlen, tust du die ersten Schritte tageinwärts – und schon kommt dir alles, was ansteht und keinen Aufschub mehr duldet, wieder zu Bewusstsein. Du wolltest doch … Du solltest längst … Du müsstest unbedingt … Du musst …
Die Sonne steigt, das Uhrwerk hat wieder zu laufen begonnen, gibt den Takt vor. In der nahen Kapelle beginnt die Glocke silberhell zu läuten. Es ist sieben Uhr. Das Morgenufer liegt nun ganz in Licht getaucht, das Abendufer ist noch in weiter Ferne, dazwischen ein See aus Zeit: der neue Tag mit seinen geplanten und ungeplanten Begegnungen, seinen erhofften und unverhofften Geschenken. Du schaust kurz auf – über dir erscheint, noch ehe die Glocke verstummt, am Himmel ein großer grüner Heißluftballon. Wenige Minuten später ist er hinter den östlichen Hügeln verschwunden.
Christian Teissl
teissl@mur.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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