Mutworte - Ruth Zenkert
Sein Name ist Frieden

Mit einem kleinen Suzuki-Bus prescht der zwölfjährige Nasr über die von Palmenhainen gesäumte Sandstraße. Ganz hinten sitzt sein Vater Salama, angetan mit der Galabiya, dem traditionellen weißen Gewand, das die Berber tragen. Er lebt mit seinem Sohn Nasr, seiner verwitweten Schwester und seinem Bruder in einem Haus in Siwa, einer Oase an der Grenze zu Libyen. Sein „Haus“ – das ist eine unverputzte Mauer, Teppiche, ein paar Polster am Boden. Salama hat uns zum Essen eingeladen. Seine Schwester hat aufgekocht, alles, was die arabische Küche zu bieten hat: Kichererbsen, gegrilltes Huhn, scharfe Saucen, Datteln, Kaffee mit süßem Gebäck. Die Köstlichkeiten werden auf einem niedrigen Tisch hereingetragen. Wir sitzen am Boden und bedienen uns mit großem Appetit an der Überfülle. Salama nimmt keinen Bissen. Es ist Ramadan, und nichts darf durch die Kehle gehen, bis die Sonne wieder untergeht. Uns ermuntern er zu essen, er schaut zu. Nach dem Essen bringt Salama uns in das Hotel, ein Haus aus Palmstämmen und Lehm. Dort ist er Direktor. Er zündet ein Feuer an und verschwindet unauffällig. Der Imam hat zum Gebet gerufen. Als er zurückkommt, bringt er einen selbstgemachten Minztee. Jetzt ist Iftar – Fastenbrechen; traditionell beginnt er mit drei Datteln und Joghurt. Wir wollen den morgigen Tag planen. Wohin fahren wir? Was ist das Programm? Salama sagt: „Relax. Tomorrow is another day.“ Stimmt. Morgen werden wir sehen, was kommt. Hamdulillah – Gott wird es fügen. Salama ist sein Name – Frieden.

Ruth Zenkert
ist Mitarbeiterin der von P. Georg Sporschill, SJ., gegründeten sozialen Werke in Rumänien.
Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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