Meine Lieblings-BIBELSTELLE
Joh 15,9 | Sr. Bernadette Krogger sa

Meine absolute Lieblingsbibelstelle findet sich im Johannesevangelium, eingebettet in den sehr, sehr dichten Text der zweiten Abschiedsrede Jesu. Jeden Satz dieser Rede könnte ich wohl stundenlang betend meditieren, aber Joh 15,9 bringt den Kern der christlichen Botschaft für mich auf den Punkt wie kaum ein anderer Vers: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.“ Es ist Gottes Sohn, der hier spricht und mir allen Ernstes zusagt, dass Gott Ihn, seinen eigenen Sohn, nicht mehr liebt als mich, sondern dass ich mit der gleichen Liebe geliebt werde! Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, konnte ich meinen Augen kaum trauen, doch hier steht es genau so, schwarz auf weiß.
Aber wie kann das sein? Die einzige plausible Erklärung finde ich darin, dass Gottes Liebe schlicht und einfach absolut ist. In seiner Art zu lieben gibt es kein Weniger oder Mehr. Gott liebt, und Er liebt ganz – ohne Abstufungen und ohne Wenn und Aber. Nur so kann ich verstehen, dass er mich tatsächlich auf die gleiche Art und Weise liebt wie seinen eigenen Sohn, der nicht nur Mensch, sondern „ganz nebenbei“ auch Gott ist.
Das ist Stoff, der mir den Atem stocken lässt, doch der zweite Satz mit seinen vier kurzen Wörtern setzt noch eins drauf: „Bleibt in meiner Liebe!“ Sonst nichts. Alles, was ich tun muss, ist, in dieser Liebe zu bleiben. Das heißt für mich, dass diese Liebe für mich immer schon galt und gilt. Ich muss sie mir nicht erst verdienen, nichts dafür leisten. Einfach nur bleiben. Verweilen. Immer wieder versuchen, sie bewusst wahrzunehmen und anzunehmen. Und schließlich wird durch mein Bleiben in dieser göttlichen Liebe hoffentlich etwas von Gott in der Welt sichtbar.

Sr. Bernadette Krogger sa,
derzeit in Ungarn lebende Oststeirerin, Übersetzerin, Mitglied der Ordensgemeinschaft der Helferinnen.

Sonntagsblatt, 23. Februar 2020

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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