Positionen

Beiträge zum Thema Positionen

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Positionen - Elisabeth Wimmer
Net aufhuss’n lassen

Es war ein kurzer Seitensprung im Wohnzimmer Ende Oktober: zur Rede des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an seine Nation. Als Video-Zaungast habe ich ernsthafte Worte gehört. Ernüchternd und ermutigend. Ersteres, weil einiges daraus nach Mühe klingt, das höre ich nicht gern. Letzteres weil es guttut, wenn jemand in klaren Worten ausspricht, was als Befürchtungswolke eh über uns schwebt: Die Zeiten werden rauer. Manches in dieser Rede ist nicht eins zu eins auf Österreich...

  • 09.11.22
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Positionen - Karl Veitschegger
Nächstenliebe ohne Pferd

Das biblische Wort „Almosen“ (von griechisch eleēmosýnē – Gabe der Barmherzigkeit) hat keinen guten Ruf mehr. Es ist zu einer Karikatur von Wohltätigkeit verkommen, im Sinne von: Ich gebe etwas her, was ich nicht mehr brauche oder leicht verschmerzen kann, und die Armen sollen sich gefälligst darüber freuen und dafür dankbar sein. Man spürt den Hauch von Hochnäsigkeit und Verachtung. Oder: Ich gebe schnell etwas her, um mein Gewissen zu beruhigen. Das kann zwar einem Armen durchaus helfen, aber...

  • 02.11.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
Wieder Zeit für Reformation

Wenn am 31. Oktober die evangelische Kirche den Reformationstag begeht, könnte das auch für die katholische Kirche ein Anstoß zur Veränderung sein. Der tschechische Theologe Tomáš Halík erklärte kürzlich in einem Interview: „Die Kirche steht vor der Notwendigkeit einer neuen Reformation. Das bringt logischerweise die Gefahr mit sich, dass einige, denen die Reform zu radikal sein wird, und andere, denen sie zu moderat sein wird, die Kirche verlassen werden.“ Er selbst ließ sich als junger Mann...

  • 25.10.22
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Home Run

Auf dem Weg zur Kasse im Supermarkt eile ich triumphierenden Schrittes voran: Eine einzige Kundin ist gerade am Bezahlen. Keine betagte Dame, für deren Kleingeld-Schatz kein Jutesack der Welt groß genug wäre. Nein, eine junge, die ihren Tag besser zu verbringen weiß, als sich mit der Kassiererin über die Wetterentwicklungen der letzten 40 Jahre zu unterhalten. Das Ziel zum Greifen nahe, nehme ich aus dem Augenwinkel den Mann mittleren Alters gerade noch rechtzeitig wahr, um einen Zusammenstoß...

  • 19.10.22
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Positionen - Ernest Theußl
Unterwerft sie euch!

In einem kirchlichen Dossier war kürzlich zu lesen, der biblische Ausdruck „Unterwerft sie euch“ sei bislang gründlich missverstanden worden. Der Mensch habe diesen Satz jahrtausendelang dazu missbraucht, um die Natur für seine Belange auszubeuten, und heute ist er sowieso dabei, sie völlig zu zerstören. Da denke ich mir manchmal, ob wir angesichts unseres heutigen naturwissenschaftlichen Wissens nicht gut daran täten, unseren sozialromantischen Begriff von Natur zu überdenken. Denn heute tun...

  • 12.10.22
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Positionen - Monika Prettenthaler
Ein gutes Zusammen

Das Erlebnis liegt lange zurück: Während meiner Studienzeit habe ich beim Roten Kreuz in Knittelfeld mitgearbeitet. Damals wurde der erste Notarztwagen angeschafft. Kurz vor der Segnung des NAW durch den Stadtpfarrer fand ein Sanitäter-Kollege, dass es jetzt, „da wir endlich auch eine fahrende Intensivstation haben“, die Hilfe Gottes nicht mehr brauche. „Aber“, dachte er weiter: „schaden wird sie wohl auch nicht …“ Das wurde vor einige Tagen berichtet: In einer Wiener Werbekampagne für...

  • 05.10.22
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Positionen - Leopold Neuhold
Augen öffnen

„Kann es im Land noch schlechter werden?“ So fragt ein frustrierter Mann seinen Kollegen. Die Antwort: „Wenn es schlechter ginge, dann wäre es schön!“ Bringt dieser Satz nicht eine Stimmung zum Ausdruck, die heute weit verbreitet ist. Alles geht den Bach runter, es geht nichts mehr; und wenn man die Medien betrachtet, die von Katastrophen, Skandalen, Wetterkapriolen, von drohendem Weltuntergang berichten, von Krieg, Pandemie, glaubt man manchmal wirklich, dass wir am Ende sind. Und die...

  • 28.09.22
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Im Dämmerlicht

Ich mag die frühherbstliche Abenddämmerung. Wenn das weiche Licht nicht mehr von oben kommt, sondern quasi Aug in Aug mit Lehm und Laub und Landschaftslinien ganz neue Farben aus den Dingen holt. Die tiefstehende Sonne lässt mich an das Gespräch mit Anne denken, unserer Unterkunftgeberin im sehr nördlichen Nordeuropa. Als ich ihr an einem Sommerabend begegnet bin, hat uns die Sonne auch nachts nie verlassen. Uns Fremdlinge hat das sehr berührt: Es waren Tage, die kein Ende nahmen. Auf meine...

  • 21.09.22
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Positionen - Karl Veitschegger
Jesus, Tiere, Schöpfung

Vom 1. September bis zum Franziskustag erinnern christliche Kirchen besonders an die schützenswerte Schönheit der Schöpfung und aller Geschöpfe. Kürzlich wurde ich gefragt: Hat Jesus auch Tiere geliebt? – „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen …“ (Mt 6,26). Diese Worte Jesu zeigen, dass er Tiere liebevoll beobachtet und daraus Lehren zieht. Im konkreten Fall: Es ist besser, Gott zu vertrauen, als Schätze anzuhäufen. Vergesst...

  • 14.09.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
Lernorte des Lebens

Wodurch werden wir, wie wir sind? Wo, wann und durch wen wird unser Denken, Reden und Handeln besonders geprägt? Es ist wohl zunächst die Familie, wo schon im Kleinkindalter Handlungsmuster grundgelegt werden. Vor allem dadurch, wie im sozialen Umfeld gedacht, gesprochen und agiert wird. Karl Valentin bemerkte: „Wir brauchen Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach!“ Dass Kinder vor allem durch Beziehung lernen, belegen unzählige entwicklungspsychologische Forschungen. So ist...

  • 07.09.22
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Ruhe!

Über knapp zwei Wochen zog sich in der Lokalausgabe der Salzburger Nachrichten eine Debatte über Straßenmusikanten durch die Leserbriefspalten. Grundtenor: Straßenmusik ist in der ehrwürdigen Salzburger Altstadt erwünscht, solange sie den Fingern eines Mozarteum-Studenten entspringt. Musiziert hingegen ein vermeintlicher Bettler, der obendrein der Volksgruppe der Roma zuzuordnen ist, so gehört er wohl zweifellos einer organisierten Bande an, die zu zerschlagen ist. Auch mir ist die Ablehnung...

  • 31.08.22
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Positionen - Ernest Theußl
Das mit den ersten Plätzen

Meine uneingeschränkte Bewunderung haben und hatten immer jene, die es auch unter widrigsten Umständen schafften, auf Banketten, Empfängen, Bällen, ja selbst im Reisebus die ersten Plätze zu ergattern. Und es waren immer dieselben. Es musste also eine Strategie dahinter sein, die nicht für jedermann durchschaubar ist. Da geht es einmal um die, die sorgfältig darauf achten, dass sie an vorderster Stelle begrüßt werden, und mit den richtigen Titeln dazu. Da wird in letzter Minute noch die...

  • 24.08.22
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Positionen - Monika Prettenthaler
Urlaubsfamilie(n)

Vorfrühstückszene auf einer Berghütte fern jedes Internetempfangs: Ein Vater sitzt mit einem der drei Kinder beim Tisch. Während sie auf die anderen warten, sprechen die beiden über ein neues Computerspiel. Mit jeder interessierten Nachfrage des Vaters wächst die Erzählbegeisterung und gute Stimmung des Sohnes. An einem anderen Tisch sitzt eine Mutter mit ihrem noch ziemlich verschlafenen Sohn. Sie liest ihm aus einem dicken Buch vor. An die Mama gekuschelt, wird er langsam wacher. Gemeinsam...

  • 17.08.22
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Positionen - Leopold Neuhold
Wahrer Friede

Ist es nicht verstörend, dieses Wort Jesu im Sonntags-Evangelium: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, die Spaltung“? Das passt ja so gar nicht in die Friedensbotschaft Jesu. Spaltungen, die nicht nur durch gesellschaftliche Gruppen gehen, sondern auch durch Familienkreise: Wollte und will das Jesus bewirken? Das kann doch nicht sein Ziel sein. Vielleicht fühlen sich manche durch dieses Wort in unserer jetzigen Situation bestätigt: Auch innerhalb der Kirchen...

  • 10.08.22
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Flügelspitzen

Im Sommer 1897 besucht die 21-jährige Paula Modersohn mit ihren Eltern ein Dorf im Teufelsmoor nahe Bremen. Sie kennt das bäuerliche Dorfleben noch nicht. Aufgewachsen ist sie in einer bürgerlichen Familie, ohne Sorgen, wenn auch nicht im materiellen Überfluss. In ihrem Tagebuch findet die junge Frau nachdenkliche Worte voll Respekt für die Menschen im Dorf. Sie nimmt karge Lebensumstände wahr. Der „Kampf mit dem Groschen“ präge fürs ganze Leben: „Mangel an Geld schmiedet uns fest an die Erde,...

  • 03.08.22
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Positionen - Karl Veitschegger
Gott*, Gott+

Besuchen auch Sie im Sommer gerne alte Kirchen? Sie sind kühl, ruhig und erzählen von Gott, jede auf ihre Weise. Dass Gott in ihnen meist als „alter Mann“ dargestellt ist, mag heute befremdlich anmuten. Schuld daran ist übrigens eine Stelle im Buch Daniel (7,9), die Gott als „Hochbetagten“ beschreibt. Diese Symbolisierung hat sich später in der christlichen Kunst übermächtig durchgesetzt. Jesus redet Gott als „Vater“ an, allerdings mit dem aramäischen Kosewort „Abba“ (lieber Papa). Und er nennt...

  • 27.07.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
Raumdeckung – eine erfolgreiche Strategie?

Im Fußball basieren, laut Wikipedia, „moderne Spielsysteme auf dem Prinzip der Raumdeckung. Dadurch, dass die direkte Zuordnung aufgehoben ist, sind die Aufgaben der Abwehrspieler auch im Spielaufbau, die Aufgaben der Stürmer und Mittelfeldspieler auch im Verteidigen gegen die gegnerischen Angriffe zu sehen. Durch ein ballorientiertes Verschieben der Positionen – welches eine ständige Beobachtung des Spielgeschehens erfordert – wird die Abwehrarbeit auf das gesamte Team verteilt, und auch...

  • 20.07.22
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Na bumm!

Neulich in Wien. Während ich bei schweißtreibenden Temperaturen von Termin zu Termin eile, entgeht mir nicht die Ironie der Tatsache, dass ich in meinem Auto besagte Hitze zweifelsohne mit verursache. Möchtegern-, aber De-facto-nicht-Multitaskerin, die ich bin, lenke ich meine Konzentration auf Straßenbahn-Ausweichmanöver und verursache einen kleinen Unfall. Mit angeknackstem Kennzeichenhalter und Ego steige ich aus dem Auto und mache mich auf das Donnerwetter des stereotypen Wiener Autofahrers...

  • 13.07.22
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Positionen - Ernest Theußl
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Wer in Graz vom Schloßbergplatz über den Edegger-Steg Richtung Mariahilferplatz wandert, wird das eigenartige „Nockerl“ mitten im Fluss, die Murinsel, nicht übersehen können. Frei im Wasser schwebend, links und rechts die Arme ausgestreckt, verbindet sie in festem Griff die altehrwürdige Altstadt am Fuß des Schloßberges mit den Stätten umtriebiger Kommunikation zwischen Lend- und Griesplatz. Festgemacht an den gegenüberliegenden Ufern, kann die Insel ihre Balance halten und mitten im Strom Ruhe...

  • 06.07.22
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Positionen - Monika Prettenthaler
Gehen – eine Superkraft

Meine Nichte geht gerne und oft zu Fuß – auch nach einem anstrengenden Arbeitstag im Krankenhaus gönnt sie sich den mehr als halbstündigen Fußweg nach Hause, um den Kopf frei zu bekommen. Mein Großvater hat mir erzählt – ich wollte gerade um eine vergessene Zutat fürs Mittagessen „auf einen Sprung“ nach Knittelfeld fahren –, dass es in seiner Jugend ein Tagesprogramm war, vom Hof auf dem Berg in die Bezirkshauptstadt zu gehen, dort alles zu besorgen, manchmal eine besondere Jause zu kaufen und...

  • 29.06.22
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Positionen - Leopold Neuhold
Die lieben Prozeduren

Eine Krankenschwester schüttelt einen schlafenden Patienten. Der anwesende Arzt fragt, was sie da tue. Die Schwester antwortet: „Ich muss den Patienten wach kriegen.“ Auf die folgende Frage „Warum?“ lautet die Antwort der Schwester: „Damit er das verschriebene Schlafmittel einnehmen kann.“ Weil es verschrieben ist, muss das Schlafmittel eingenommen werden, auch dann, wenn schon der Zustand eingetreten ist, den das Medikament bewirken soll. Wir gehen oft davon aus, dass etwas einem bestimmten...

  • 22.06.22
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Es sind 100 Jahre, Vater

Vor einigen Tagen wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden. Geboren in den Mangel nach dem Ersten Krieg, das Brot zu Hause sorgsam gehütet. Der Horizont der kargen Kindheit weitet sich im Jesuitengymnasium; sein Berufswunsch Priester ermöglicht ihm diese Schulbildung. Horizonterweiterung ist aber gerade nicht sehr gefragt im Land. Kurz vor der Matura: eine kleine Odyssee durch mehrere Ordensschulen, die jeweils politisch bedingt zugesperrt werden. „Kriegsmatura“, Jugend vereinnahmt, zum...

  • 15.06.22
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Positionen - Karl Veitschegger
Trotz Gegenwind

„Geht das, was Jesus wollte, verloren, wenn die Kirche versagt?“, fragte mich unlängst ein besorgter Freund. Und er zitierte die Bergpredigt: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Mt 5,13) Ein hartes Wort! Ja, leider ist die Kirche für sehr viele Menschen „geschmacklos“ geworden. Warum, ist bekannt: spirituelle Langeweile, unzulängliche Seelsorge, Reformstau, Frauenbild,...

  • 08.06.22
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Positionen - Gerhard Rechberger
„Löscht den Geist nicht aus!“

„Löscht den Geist nicht aus!“, mahnte der große Theologe Karl Rahner mit den Worten aus dem Paulusbrief (1 Thess 5,19) in einem wegweisenden Vortrag im Jahre 1962. Diese Mahnung gilt wohl auch in der jetzigen Situation der Welt, der Kirche und der Pfarrgemeinden. Besteht nicht gerade durch die größeren Einheiten in der Seelsorge die Gefahr, von einer Zentrale aus alle Pfarren zu verwalten und dadurch die kleineren Einheiten in Entscheidungen nicht mit einzubeziehen? In größeren Einheiten zu...

  • 01.06.22
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