Meinung
Brief an Patriarch Kyrill I., Moskau

Bruder Kyrill!
Ich bilde mir nicht ein, dass es Ihnen gelingen kann, wirklichen Einfluss auf Wladimir Putin auszuüben. Seine öffentlich immer wieder gezeigte Nähe zur russisch-orthodoxen Kirche war und ist eine Show aus politischen Motiven – eine Show, an der Sie beteiligt waren, um Ihrer Kirche Einfluss zu sichern. Die Situation hat sich aber spätestens verändert, nachdem Putin die Ukraine angegriffen hat. Leider nennen Sie entgegen der Realität Kritiker Putins und ukrainische Soldaten „Kräften des Bösen“ und „dunkle Kräften von außen“. Da frage ich mich: Wo ist Ihr Christentum?
Als Christ können Sie nicht zu einem Aggressor stehen, der die fundamentalsten Werte unseres gemeinsamen Glaubens mit Füßen tritt. Selig sind nicht die Angreifer, sondern jene, die Frieden stiften (Mt 5,19). Wer das Schwert ergreift, stirbt damit (Mt 26,52). Gerechtigkeit ist Bedingung für den Frieden (siehe Jak 3,18). „Die Gottlosen aber werden für ihre Pläne bestraft, sie, die den Gerechten missachtet haben und vom Herrn abgefallen sind.“ (Weish 3,10)
Sie, Kyrill, kennen die Lehre Jesu. Also stellen Sie Ihren eigenen Streit mit der ukrainisch-orthodoxen Kirche zurück. Geben Sie ein gutes Vorbild, treten Sie für einen Rückzug des russischen Militärs und für die Menschen in der Ukraine ein. Das wäre auch ein Dienst an Russland

HEINZ NIEDERLEITNER
Chefredakteur
heinz.niederleitner@kirchenzeitung.at

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