Mutworte - Anna Schreiber
Einander anerkennen

Foto: privat

Wir sind eine Patchworkfamilie. Meine Frau und ich haben je zwei Kinder in die Beziehung mitgebracht. Alle sind inzwischen erwachsen und ausgezogen. Die Kinder meiner Frau werden von ihren Großeltern üppig finanziell bedacht. Bei meinen Kindern ist es anders, meine Eltern haben nicht so viel Geld. Für die Kinder ist das alles kein Problem. Ich jedoch erlebe es als äußerst ungerecht. Meine Frau meint, ich übertreibe. Darüber streiten wir immer wieder.
Aus meiner Sicht hat der Streit, den Sie und Ihre Frau heute erleben, zwar seinen thematischen Ursprung bei den Kindern, im Tieferen haben die Spannungen aber eher mit Ihrer Beziehung zu tun. Es geht um die Anerkennung der unterschiedlichen Familiensysteme.
Das können Sie daran erkennen, dass die Kinder es als völlig normal und nicht als ungerecht erleben. Denn für Ihre Kinder ist es selbstverständlich, dass Oma und Opa andere finanzielle Mittel haben und damit auch unterschiedlich umgehen. Das ist aus meiner Sicht ein Resultat Ihrer liebevollen Familienatmosphäre, in der die Kinder groß geworden sind.
Ihre Frau und Sie müssen das „Geldthema“ beleuchten. Lenken Sie den Blick weg von den „ungerechten Schwiegereltern“ hin zu Ihnen und Ihrer Frau, die als Eltern das Beste für ihre Kinder wollen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie Sie Ihre Frau in die Arme nehmen und ihr sagen: „Ich sehe, wie fürsorglich Du Deine Kinder liebst. Auch das liebe ich an Dir.“ Und Ihre Frau sagt dasselbe zu Ihnen. Diese gegenseitige Anerkennung ist eine gute Ausgangsposition, um konkrete Lösungen zu finden.

Dipl.-Psych. Anna Schreiber

ist Psychotherapeutin in Karlsruhe. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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