Kirchen im Konflikt

Auch die orthodoxen Kirchen in der Ukraine sind vom aktuellen Konflikt mit Russland betroffen.
Im Bild: Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), bei einem Gottesdienst in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew. | Foto: KNA
  • Auch die orthodoxen Kirchen in der Ukraine sind vom aktuellen Konflikt mit Russland betroffen.
    Im Bild: Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), bei einem Gottesdienst in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew.
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Ukraine-Krise. Putin macht auch Kirchenkonflikt für sein Vorgehen in der Ukraine geltend.

Russlands Präsident Wladimir Putin führt als Argument für das aktuelle russische Vorgehen im Konflikt um die Ukraine auch eine angebliche Verfolgung von orthodoxen Christen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine an. „In Kiew bereiten sie weiter Gewaltakte gegen die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats vor“, sagte Putin in einer langen TV-Ansprache am Abend des 21. Februar. Kiew reagiere nicht auf Forderungen, Gesetze aufzuheben, die die Rechte der Gläubigen verletzten, so die Vorwürfe Putins. Ähnlich äußerte sich der russische Außenminister Sergej Lawrow. In der Ukraine würden Orthodoxe und „alles, was russisch ist“, angegriffen, zitierte ihn die Moskauer Agentur „Interfax“.
Putin hatte am 21. Februar abends die „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk per Dekret als unabhängige Staaten anerkannt und die Entsendung russischer Truppen angekündigt. Beide Regionen gehören zur Ukraine, sind aber seit 2014 unter der Kontrolle prorussischer Separatisten.

Zwei konkurrierende Kirchen
Rund 60 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören im Wesentlichen zwei verschiedenen Kirchen an: der von Metropolit Onufrij (Berezovskij) geleiteten „Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats“ (UOK-MP) und der autokephalen (eigenständigen) „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU) mit Metropolit Epifanij (Dumenko) an der Spitze.
Die OKU entstand Ende 2018. In dem Land war angesichts des Krieges in der Ostukraine zwischen von Moskau unterstützten Separatisten und ukrainischen Regierungstruppen der Ruf nach einer von Russland unabhängigen orthodoxen Kirche lauter geworden. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hatte erfolglos versucht, mit einem sogenannten Vereinigungskonzil einen Zusammenschluss zu erreichen.

Ukraine für Moskau orthodoxes Stammland
Die russisch-orthodoxe Kirche betrachtet die Ukraine als ihr Stammland und lehnt die kirchliche Unabhängigkeit für das südliche Nachbarland strikt ab. Die moskautreue Kirche verfügte in der Ukraine über deutlich mehr Gemeinden als die neue Kirche. Sie räumte aber den Verlust von rund 100 Pfarren an die orthodoxe Kirche der Ukraine ein. Für einen Wechsel einer Kirchengemeinde ist laut ukrainischem Recht jeweils die Zustimmung von zwei Dritteln ihrer Gläubigen nötig. Laut einer vor wenigen Wochen vom Kiewer Rasumkow-Zentrum gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichten Studie bekennen sich in der Ukraine inzwischen etwa doppelt so viele Christen zur „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU) wie zur „Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats“ (UOK-MP).
Das Moskauer Patriarchat selbst schwieg bisher zum aktuellen politischen Konflikt um die Ukraine. Allerdings rief die orthodoxe Kirche in Russland kürzlich zur Unterstützung von Flüchtlingen aus der ostukrainischen Region Donbass auf. Mehrere orthodoxe
Metropolien in an die Ukraine grenzenden Regionen riefen zu Kirchensammlungen für diese Hilfe auf.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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