Burgenland
Brücken statt Zäune

Bischof Ägidius Zsifkovics (rechts) übergab beim Festakt „100 Jahre Burgenland“ ein Martinskreuz mit einem Stück des Eisernen Vorhangs an den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (links).
 | Foto: Landesmedienservice Burgenland
  • Bischof Ägidius Zsifkovics (rechts) übergab beim Festakt „100 Jahre Burgenland“ ein Martinskreuz mit einem Stück des Eisernen Vorhangs an den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (links).
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100 Jahre Burgenland.
Bischof Zsifkovics bei Festakt in Schloss Esterházy: Rückbesinnung auf Werte.

Das Burgenland mit seiner „durchkreuzten Geschichte“ prägt heute die Mitte Europas und baut „keine Zäune, sondern Brücken“: Das hat Bischof Ägidius Zsifkovics am Sonntag, 18. Juni, beim Festakt „100 Jahre Burgenland“ in Eisenstadt dargelegt. Dem östlichsten und jüngsten Bundesland Österreichs gehe es eigentlich gut. Dennoch müssten angesichts heutiger Herausforderungen Werte wie „Vertrauen, Gelassenheit, Mut, Freude, Dankbarkeit und Geduld“ hochgehalten werden, „vielleicht brauchen wir sogar einen Vertrag zwischen Gott und uns Menschen“, so der Bischof.

Heute arbeiteten viele Burgenländer anderswo, während Menschen aus Nachbarländern im Burgenland tätig seien, umriss der Bischof die gegenwärtige Situation in seinem Diözesangebiet. „Wir haben gute Weine, eine vielfältige Landschaft, den großen See, die Thermen“, beschreibt er die Sonnenseiten des Burgenlandes. Angesichts des Wohlstandes sei es jedoch wichtig, die Verletzbarkeit des Menschen nicht zu vergessen und manches zu hinterfragen, das nur vermeintlich ein Fortschritt sei. „Grenzenloser Konsum ist nicht das beste Rezept“, mahnte der Bischof. Rückbesinnung auf Werte und auch auf die Religion wären zielführend, befand Zsifkovics.

Als Symbol für das Burgenland hatte Zsifkovics ein „Martinskreuz“ mit einem Stück des Eisernen Vorhangs mitgebracht, das er anschließend Landeshauptmann Hans Peter Doskozil übergab. „Beides, Kreuz und Stacheldraht, sind auch unsere Wirklichkeit“, so der Bischof. Zur weit länger als 100 Jahre zurückreichenden Geschichte des Burgenlandes gehörten Hoffnung und Armut dazu, es sei aufgrund seiner Grenzlage einst als „Korridor zwischen Nord und Süd“ gedacht gewesen. Erfahrungen wie Kriege, Auswanderung und der Eiserne Vorhang hätten sich bis heute „in das Gedächtnis der Menschen eingeschrieben“.

„Dankbar und beschämt“ für Geschichte

Der Blick zurück mache „demütig und dankbar“, beschäme aber auch, stellte der Bischof fest. „Wir sind nicht nur Opfer, zu oft waren wir auch Täter.“ Das betreffe auch die christlichen Kirchen, deren Umgang miteinander oft „beschämend“ gewesen sei. Im Burgenland seien Synagogen, jüdische Häuser und Geschäfte zerstört, Familien ausgelöscht und Menschen ins KZ gebracht worden, zudem starben Burgenland-Roma in den Lagern Lackenbach und Auschwitz. Zugleich habe es aber auch „Mut zum Widerstand“ gegeben. Zsifkovics verwies zudem auf „große humanitäre Zeichen“, wobei er die Rolle des Burgenlandes bei den Flüchtlingsbewegungen in den Jahren 1956, 1989 und 2015 „und längst vorher“ hervorhob.
Besonders betonte der Eisenstädter Bischof die Bedeutung der Volksgruppen. „Lebt eure Identität und Geschichte, eure Herkunft und Kultur, eure Sprache“, sagte Zsifkovics, der selbst Burgenlandkroate ist, in Deutsch, Kroatisch, Ungarisch und Romanes. Alle vier Sprachgruppen seien Teil der „pannonisch-burgenländischen Identität, alles andere würde uns arm machen“, so der Bischof.
Das Burgenland kam 1921 zu Österreich, weshalb im Jubiläumsjahr 2021 bereits zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm standen. Der offizielle Festakt des Landes musste coronabedingt verschoben werden und wurde nun nachgeholt.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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