Weihnachten
Die Figuren der Weihnachtsgeschichte

In den traditionellen Weihnachtskrippen sind fast immer die Figuren der Weihnachtsgeschichte zu finden, wie auch hier in der Krippe von Josef Bachlechner (1871-1923) im Stift Zwettl.    | Foto: Stift Zwettl
  • In den traditionellen Weihnachtskrippen sind fast immer die Figuren der Weihnachtsgeschichte zu finden, wie auch hier in der Krippe von Josef Bachlechner (1871-1923) im Stift Zwettl.
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Dem Christen sind sie seit Kindheitstagen vertraut: die Figuren im Geschehen um die Geburt Christi. In der Weihnachtskrippe, die seit nunmehr 800 Jahren fest zum katholischen Brauchtum gehört, begegnen sie uns: Maria und Josef, Hirten und Engel, Ochs und Esel. Nicht alle von ihnen kommen tatsächlich im Weihnachtsevangelium des heiligen Lukas vor, stehen jedoch in einer engen Verbindung dazu. Lassen wir den großen Kenner der Botschaft Christi, Papst Benedikt XVI.– beinahe genau ein Jahr nach seinem Tod – nochmals zu Wort kommen.

Im Jahr 2007 veröffentlichte Josef Ratzinger – bereits die Bürde des Papstamtes auf den Schultern – den ersten Band seiner „Jesus von Nazareth“-Trilogie, die er noch während seines Pontifikats beenden konnte. Sein Anliegen war es, die eine Botschaft der vier Evangelien zu verdeutlichen. In beeindruckender Weise verstand er es, die Erzählung der Geburt Jesu theologisch zu deuten und die eminent wichtige Funktion der darin vorkommenden Figuren herauszustellen.

Die Szenerie der Krippendarstellungen gleicht bekanntlich keinem Königspalast. Das heilige Geschehen der Geburt Jesu spielt sich in einem Stall ab. In diesem befand sich auch eine Futterkrippe, weshalb wohl auch Tiere anwesend waren. Von dem berühmten Paar Ochs und Esel ist im Evangelium allerdings keine Rede. Die christliche Tradition ergänzte sie nach der alttestamentlichen Prophetie: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht“ (Jes 1,3). Ochs und Esel symbolisieren für Benedikt damit die uneinsichtige Menschheit, „die vor dem Kind, vor dem demütigen Erscheinen Gottes im Stall zur Erkenntnis kommt und in der Armseligkeit dieser Geburt die Epiphanie empfängt, die nun alle sehen lehrt“.

Die ersten Zeugen der Geburt Jesu

Sinnbild der Armut, in der der Sohn Gottes das Licht der Welt erblickt, sind auch jene, die zu den ersten Zeugen der Geburt Christi wurden: die wachenden Hirten. Über sie meint Benedikt: „Jesus ist außerhalb der Stadt in einem Bereich geboren, in dem rundum Weidegebiete von Hirten mit ihren Herden waren. So lag es nahe, dass sie als dem Ereignis am nächsten Lebende als Erste zur Krippe gerufen wurden. [...] Sie haben vielleicht nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich näher an dem Ereignis gelebt als die zufrieden schlafenden Bürger. Sie hatten es auch innerlich nicht weit zum Kind gewordenen Gott. Damit fügt sich zusammen, dass sie zu den Armen gehören, zu den einfachen Seelen […]. Sie vertreten die Armen Israels, die Armen überhaupt: Gottes erste Liebe.“ Die Hirten suchten nach einem Kind in Windeln, das in einer Krippe liegt. „Dies ist ein Erkennungszeichen – Beschreibung dessen, was man sehen konnte. Es ist kein ,Zeichen‘ in dem Sinn, dass die Herrlichkeit Gottes sichtbar wäre, dass man eindeutig sagen könnte: Dies ist der wahre Herr der Welt. Nichts davon. In diesem Sinn ist das Zeichen zugleich auch ein Nicht-Zeichen: Die Armut Gottes ist ein wirkliches Zeichen. Aber den Hirten, die den Lichtglanz Gottes auf ihren Weiden gesehen hatten, ist dies Zeichen genug. Sie sehen von innen her. Sie sehen: Was der Engel gesagt hat, ist wahr. So kehren die Hirten freudig zurück.“

„Welche Christen eilen heute, wenn es um die Dinge Gottes geht? Wenn etwas Eile verdient, dann sind es die Dinge Gottes.“

Die Hirten kamen der Erzählung nach jedoch nicht von selbst, sondern wurden von den Engeln Gottes dazu aufgefordert. Auch ihnen kommt daher eine wesentliche Stellung innerhalb der Geschichte zu. Auch wenn das Evangelium davon erzählt, dass das himmlische Heer der Engel zu den Hirten „sprach“, war der Christenheit „von Anfang an klar, dass das Sprechen der Engel ein Singen ist, in dem der ganze Glanz der großen Freude, die von ihnen verkündet wurde, spürbar Gegenwart wird. Und so ist der Lobgesang der Engel von jener Stunde an nicht mehr verstummt. Er geht die Jahrhunderte hindurch in immer neuen Formen weiter und ertönt in der Feier der Geburt Jesu immer neu.“

Nach dem Ruf der Engel eilten die Hirten zu dem Stall, „gewiss auch aus menschlicher Neugier, um das Große zu sehen, das ihnen verkündet war. Aber sicher waren sie auch beschwingt von der Freude darüber, dass nun wirklich der Heiland, der Messias, der Herr geboren war, auf den alles wartete und den sie als Erste sehen durften.“ Benedikt stellt aufgrund dieser Erkenntnis die Frage in den Raum: „Welche Christen eilen heute, wenn es um die Dinge Gottes geht?“ Er fügt noch hinzu: „Wenn etwas Eile verdient – so will uns der Evangelist wohl im Stillen auch sagen –, dann sind es die Dinge Gottes.“ Gilt die alljährliche Eile in der vorweihnachtlichen Zeit den Dingen Gottes? Das Weihnachtsfest kann eine Gelegenheit dafür sein, unter Betrachtung der Akteure der Weihnachtsgeschichte die eigene Gottesbeziehung zu erneuern.

Autor:

Felix Deinhofer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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