5. Sonntag d. Osterzeit: H. Sebastian Schmölz
Jesus sagt: "Ich bin der wahre Weinstock"

Eine Tafel aus dem Verduner Altar im Stift Klosterneuburg – die Kundschafter mit der Traube.  | Foto: Peter Böttcher, IMAREAL; Universität Salzburg
  • Eine Tafel aus dem Verduner Altar im Stift Klosterneuburg – die Kundschafter mit der Traube.
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Im heutigen Evangelium wird uns ein wunderschönes Bild gegeben, indem Jesus Christus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock.“ Mit diesem Bild können wir sofort an die schöne Wachau denken mit ihren malerischen Hängen mit den unzähligen Weinstöcken in den Trassen. Dort werden die saftigen Weintrauben mühevoll geerntet und daraus entsteht in den Kellereien der gute Wein. 

Schon im Buch der Psalmen wird der Wein wertgeschätzt: „Und Wein, der das Herz des Menschen erfreut“ (vgl. Psalm 104).

Im Buch Numeri (Kapitel 13) schickt Moses, an der Grenze zum gelobten Land, Männer aus, um das vor ihnen liegende Land zu erkunden. Als Beweis, dass Moses tatsächlich sein Volk ins gelobte Land geführt hat, kehren die Kundschafter mit einer riesigen Weinrebe zurück, die zu tragen es zwei Männer braucht, die diese an einer Stange tragen. Dieses Bild ist ein uraltes, christliches Symbol und findet sich bereits in den Katakomben. Die Traube auf der hölzernen Stange steht für Christus, der am Holz des Kreuzes hängt. Wie dieser sein kostbares Blut vergießt, für uns zur Erlösung, so kommt schließlich der köstliche Wein aus der Traube. Diese zwei Kundschafter mit der Traube hat auch Nikolaus von Verdun am Verduner Altar im Stift Klosterneuburg dargestellt (Email-Altar aus dem Jahre 1181).

Erstes Wunder mit Wein verbunden

Auch das erste Wunder unseres Herrn Jesus Christus ist mit Wein verbunden. Bei der Hochzeit zu Kanaa geht just der Wein aus – eine Katastrophe für die Gastgeber – und der Herr Jesus wandelt trübes, fades Wasser in wunderbaren Wein, dass sogar der Speisemeister auf diese besondere Qualität aufmerksam wird (vgl. Joh 2, 1-12).

Die heutige Evangelienstelle führt uns aber noch weiter: Die Trauben an diesem Weinstock sind wir, die Gläubigen, die Zuhörerschaft. „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“, ist die zentrale Botschaft. Saulus – Paulus (erste Lesung) ist hier das perfekte Beispiel, erst in der Verbindung mit Christus war er fähig, nachhaltig Gutes zu tun.

Ein Leben, das nur aus Arbeit und Konsum besteht, ist auf die Dauer zu wenig. Jesus vergleicht einen Menschen, der von ihm getrennt ist, mit einer Rebe, die von dem Weinstock abgeschnitten ist. Eine Zeitlang wird eine abgeschnittene Rebe genauso gesund aussehen wie eine Rebe, die zum Weinstock gehört. Äußerlich gesehen, gibt es zunächst keinen auffallenden Unterschied. Aber die abgeschnittene Rebe ist tot, während die intakte am Leben ist. Und im Laufe der Zeit wird dieser Unterschied deutlich.

So ist es auch unter uns: Menschen, die ohne Gott leben, können dynamisch, fröhlich, freundlich und erfolgreich ausschauen. Oberflächlich scheint alles in Ordnung. Erst im Laufe eines Lebens wird deutlich, dass etwas Wesentliches fehlt. Und besonders dann, wenn Erschütterungen eintreten, wird sichtbar, ob ein Mensch eine Lebensgemeinschaft mit Gott hat, oder ob ein Mensch von der Quelle seines Lebens abgeschnitten ist

Wir empfangen alles von Christus

Christus schenkt uns das Wachstum im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung. Die Lesung aus dem Johannesbrief dieses Sonntags berichtet uns von der Zuversicht, dass wir alles von Christus empfangen, worum wir ihn auch bitten.

Wir stehen aber auch als Gemeinschaft der Kirche immer wieder in Gefahr, uns von Jesus Christus zu lösen. Wie schwer fällt es uns persönlich seine Barmherzigkeit im Beichtsakrament zu empfangen, das liebende Wort „Ich spreche dich los von deinen Sünden“ ernst zu nehmen. Auch die Kirche als Glaubensgemeinschaft hat immer wieder ihre Probleme mit Christus: in der Hitze des Tuns, in einem eiligen Aktionismus, um den Wandel in der Kirche zu bewältigen, fällt der Blick und die Verbindung oft schnell weg von Jesus Christus. Gerade die zweite Lesung bietet hier einen interessanten Lösungsansatz.

Ohne Verkündigung fromme NGO

Erinnern wir uns noch an die erste Predigt von Papst Franziskus: „Ohne die Verkündigung von Christus werden wir eine fromme Nichtregierungsorganisation (NGO).“ Der Papst aus Argentinien hat gleich nach seiner Wahl die Gläubigen motiviert, ihren Blick auf Christus, den wahren Weinstock zu richten, denn „getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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