Elisabeth Wimmer

Beiträge zum Thema Elisabeth Wimmer

Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Scheibchenweise

Zur Frage „Wie konnte man das nur geschehen lassen!“ sprach in den 1950er-Jahren der Journalist Milton Mayer (USA) mit einigen Deutschen über ihre Haltung zur wachsenden Repression in der NS- Zeit. In seinem Buch (They thought they were free, Chicago 1955, 2017) gibt es Zitate des evangelischen Pastors Martin Niemöller. Sie wurden später vielfach abgewandelt. Die Grundaussage aber kann man als langfristig gültiges Warnschild werten: „Jeder Schritt war so klein, so belanglos, gut erklärt ...“...

  • 06.03.24
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Wie das Anfangen weitergeht

Alles noch ganz frisch! Die ersten Tage des neuen Jahres brachten ihren eigenen Zauber mit sich. Die Zeit war noch sehr unverbraucht. In solchen Tagen hält man Veränderungen für möglich, spürt die Sehnsucht nach den großen und fühlt sich stark genug für die kleinen. Irgendwann werden die neuen Vorsätze dann auch wieder leiser, das neue Jahr wird Routine. Oder? An so einem jungen Jännermorgen hörte ich die Schauspielerin Aline Dreyer via Radio Ö 1 übers Anfangen nachsinnen. „Warum fängt man...

  • 17.01.24
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Vom Zeugen in schwieriger Zeit

Es gibt wahre Geschichten, die jetzt – gerade jetzt – erzählt werden sollen. Eine ist die von Rami und Bassam. Rami Elhanan ist Israeli, Bassam Aramin Palästinenser. Höchst unterschiedlich sind ihre Lebensläufe, doch eines ist ihnen gemeinsam: Beide Männer haben eine Tochter gezeugt, beide Mädchen wurden getötet. Ramis damals 13-jährige Tochter durch den Anschlag eines Palästinensers, Bassams als 10-Jährige durch das Geschoss eines israelischen Grenzpolizisten. Später lernten beide Väter das...

  • 29.11.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Gehen mit Franz

Damals war er ein Star in katholischen Jugendkreisen und jahrelang das große Vorbild in unserem Freundeskreis: der heilige Franz von Assisi. Er war Thema unserer Gespräche, unserer Träume und unserer Auflehnung gegen alles, was wir als zu oberflächlich empfanden. Wir haben ihn ehrlich verehrt, aber auch nach Kräften romantisiert. Einfaches Leben mit möglichst wenig Besitz, ganz nah an der Natur … es schien uns recht einfach. (Dass sich von „Schwester Armut“ leicht reden lässt, wenn man wie wir...

  • 27.09.23
Kommentare & Blogs
Foto: Neuhold

Positionen - Elisabeth Wimmer
Klassentreffen

Was mit ein wenig Rätselraten begonnen hat, mit fragenden Blicken in einst vertraute Gesichter, entwickelt sich zu lebhaften Stunden voller Geschichten. Es ist Klassentreffen. 40 Jahre nach unserem Schulabschluss gibt es viel zu erzählen. In unterschiedlichen Berufsfeldern sind wir angekommen und in verschiedenen Lebensweisen. Das älteste Enkelkind ist schon zehn Jahre alt, das jüngste Kind ist noch 16. Unsere Haare sind zumeist nicht dunkler geworden. Doch ja: Wir haben uns wiedererkannt. Die...

  • 28.06.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Wachsen und Lösen

„du bist noch nicht gewachsen // zwischen diesen Häusern // das sind nicht deine Gassen // deine Schritte kleben nicht hier // unsichtbar auf dem Asphalt“. Wer mag das Du sein in diesem Erzähl-Gedicht von Julia Costa (erschienen im steirischen Keiper Verlag)? „du hast hier noch keine Geschichten // und keine Gestalt“ Wessen Füße sind von irgendwoher gekommen, waren wohl anderswo gewachsen und mit anderem Boden verklebt? Ich denke an das Dorf meiner Kindheit, an die Wege von zu Hause um die...

  • 10.05.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Vor dem Spiegel

Die Morgennachrichten, vor dem Badezimmerspiegel. Manchmal hätte ich wirklich gern einen Überblick! Über alles. Dann würde ich mich weniger machtlos fühlen angesichts dieses Knäuels von Klima- und politischen Erhitzungen, auch angesichts der Mutlosigkeit mancher Mitmenschen oder der Aggression anderer, ihrer „Eh-klar-wer-schuld-ist“-Erklärungen (die Obrigkeiten, Migranten, Feministinnen, der Westen/Osten, die Konservativen/Progressiven …) für schwer durchschaubare Fragen. Vieles ziemlich...

  • 29.03.23
Kommentare & Blogs
Foto: Krpelan

Offen gesagt - Regina Polak
Alles ist auf dem Tisch

Wie war die synodale Versammlung für Sie? Diese Etappe der Weltsynode empfinde ich als durchaus gelungen. Für die nächsten Schritte liegt alles auf dem Tisch. Dass es in Prag keine Abstimmungen gab, hat manche enttäuscht, war aber von vornherein klar. Es geht darum, in diesem Prozess möglichst viele mitzunehmen und keine Gewinner oder Verlierer zu produzieren. Die Einübung in eine synodale Kultur ist durchaus gelungen. Für manche VertreterInnen östlicher Länder waren offene Gesprächsszenarien...

  • 15.02.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Narren gefragt

Sie sind pfiffig und nehmen sich kein Blatt vor den Mund, manchmal benehmen sie sich schlecht. Sie treiben Schabernak oder trauen sich – mutig und lebensfremd – den Kampf gegen Windmühlenflügel zu. Wir kennen Narrenfiguren wie Till Eulenspiegel, Don Quijote oder das Kind, das sich in Andersens Märchen mit dem Ausruf „Der Kaiser ist ja nackt“ nicht um kaiserliche Autorität kümmert. Der Narr ist wohl eine zwiespältige Gestalt. Man weiß nicht recht, woran man bei ihm ist. Er kann hinterlistig sein...

  • 15.02.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Größere Jahre!

Der Ausruf aus einem Peanuts-Cartoon ist als augenzwinkern-der Neujahrswunsch bei mir angekommen. Charlie Browns Freundin Lucy klagt darin: „Uns bleibt immer weniger Zeit für die Dinge, die wir tun wollen.“ Es folgt (nach der hinreißend gezeichneten Grübelpause) ihre lautstarke Erkenntnis: „Wir brauchen größere Jahre!“ Viele von uns werden Lucy seufzend zustimmen: Für all die Dinge, die wir tun wollen, sind unsere Tage oft zu „klein“, Stunden und Jahre, so scheint’s, galoppieren dahin. Wie gut,...

  • 04.01.23
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Net aufhuss’n lassen

Es war ein kurzer Seitensprung im Wohnzimmer Ende Oktober: zur Rede des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an seine Nation. Als Video-Zaungast habe ich ernsthafte Worte gehört. Ernüchternd und ermutigend. Ersteres, weil einiges daraus nach Mühe klingt, das höre ich nicht gern. Letzteres weil es guttut, wenn jemand in klaren Worten ausspricht, was als Befürchtungswolke eh über uns schwebt: Die Zeiten werden rauer. Manches in dieser Rede ist nicht eins zu eins auf Österreich...

  • 09.11.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Im Dämmerlicht

Ich mag die frühherbstliche Abenddämmerung. Wenn das weiche Licht nicht mehr von oben kommt, sondern quasi Aug in Aug mit Lehm und Laub und Landschaftslinien ganz neue Farben aus den Dingen holt. Die tiefstehende Sonne lässt mich an das Gespräch mit Anne denken, unserer Unterkunftgeberin im sehr nördlichen Nordeuropa. Als ich ihr an einem Sommerabend begegnet bin, hat uns die Sonne auch nachts nie verlassen. Uns Fremdlinge hat das sehr berührt: Es waren Tage, die kein Ende nahmen. Auf meine...

  • 21.09.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Flügelspitzen

Im Sommer 1897 besucht die 21-jährige Paula Modersohn mit ihren Eltern ein Dorf im Teufelsmoor nahe Bremen. Sie kennt das bäuerliche Dorfleben noch nicht. Aufgewachsen ist sie in einer bürgerlichen Familie, ohne Sorgen, wenn auch nicht im materiellen Überfluss. In ihrem Tagebuch findet die junge Frau nachdenkliche Worte voll Respekt für die Menschen im Dorf. Sie nimmt karge Lebensumstände wahr. Der „Kampf mit dem Groschen“ präge fürs ganze Leben: „Mangel an Geld schmiedet uns fest an die Erde,...

  • 03.08.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Es sind 100 Jahre, Vater

Vor einigen Tagen wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden. Geboren in den Mangel nach dem Ersten Krieg, das Brot zu Hause sorgsam gehütet. Der Horizont der kargen Kindheit weitet sich im Jesuitengymnasium; sein Berufswunsch Priester ermöglicht ihm diese Schulbildung. Horizonterweiterung ist aber gerade nicht sehr gefragt im Land. Kurz vor der Matura: eine kleine Odyssee durch mehrere Ordensschulen, die jeweils politisch bedingt zugesperrt werden. „Kriegsmatura“, Jugend vereinnahmt, zum...

  • 15.06.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Vor Sonnenaufgang

Jeder Mensch, der Geschichten erzählen will, müsse „an Außerirdische predigen können“. Das sagte der steirische Büchner-Preis-Träger Clemens J. Setz in der Dankesrede bei der Preisverleihung. Er nennt das, was erzählt wird, „das Unübertragbare“. Wohl weil Erfahrungen, von denen ein erzählender, verkündender Zeuge spricht, von anderen Menschen nicht in gleicher Weise gemacht und deshalb nur eingeschränkt verstanden, eben nicht einfach auf ein anderes Leben „übertragen“ werden können. Das hörende...

  • 20.04.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
An wessen Seite stehen wir?

„Du warst noch klein, da haben wir …“ Das Erzählen begleitet uns ins Leben, es tröstet, es spricht aus und hilft zu verstehen, was in der Familie und draußen vor sich geht – oder behindert solches Verstehen. „Im Anfang schuf Gott …“, „und auf diesem Felsen …“ Narrative geben der Kultur etwa einer Nation oder einer Kirchengemeinschaft ihr Geschichtennetz. Es trägt, verbindet, gibt Halt; es kann auch verschleiern. Erzählungen öffnen den Blick für Zusammenhänge (was warum geschah, wie es für mich...

  • 09.03.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Die Sonne lockt

Das kleine Wörtchen ließ mich bei der Messe aufhorchen, der Priester hatte es am Ende eines Gebetes eingeschoben: „… in Ewigkeit, in deine Ewigkeit. Amen.“ Es klang nicht wie eine Korrektur, eher wie ein tastendes Präzisieren: „deine Ewigkeit“. Der Kirchenraum war von Sonne geflutet, vielleicht lockte das Licht zum Weiterdenken. Was, wenn sich vor die Vorstellung einer unendlich großen, mächtigen, ewigen Ewigkeit, voll allgemeingültiger Antworten, unbewegt, der Zeit enthoben und unveränderlich,...

  • 02.02.22
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
„…dann war wieder irgendwas“

Es ist die Erklärung einer Freundin für ihre unvollständige SMS an mich. Nach den ersten Worten war ihr etwas dazwischengekommen und die Nachricht unfertig geblieben, denn „dann war wieder irgendwas“. Das kam mir bekannt vor. Man hat den Wochenplan samt To-do-Listen gut überlegt, doch dann gibt’s eine Unterbrechung, und alles kommt anders. Das Wetter spielt nicht mit, das Kind wird krank, oder ein Virus macht das Zusammenleben holprig. 2021 war öfters „wieder irgendwas“. Und das ist lästig,...

  • 22.12.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Von Bröseln und Eis

Es ist eine der liebenswertesten Filmszenen, die ich kenne: Im Schaufenster eines Autohauses sitzen in einem Cabrio zwei Männer mittleren Alters, grau gekleidet und von unauffälligem Aussehen. Sie erzählen einander von den Erlebnissen ihres Tages. Niemand bemerkt sie, weil sie – so wollen es Drehbuch und Regisseur Wim Wenders − Engel sind und damit unsichtbar für die (erwachsenen) Menschen. Sie begleiten die Menschen in Freude und Schmerz, sie teilen deren Lebensmomente mit inniger Hingabe. So...

  • 17.11.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Dynamik der Sklaverei

Sklaverei? Das gibt’s schon lang nicht mehr. Erst recht nicht bei uns. Irrtum! Die „Ware Mensch“ wird weltweit rege gehandelt, die „Endabnehmer“ profitieren – auch bei uns in Mitteleuropa. Darauf macht jedes Jahr am 18. Oktober die EU-Kommission mit dem europäischen Tag gegen Menschenhandel aufmerksam. Ein Großteil der Opfer sind Frauen und Kinder. Sie werden etwa als billige Arbeitskräfte missbraucht, manche mit falschen Versprechungen – tolle Arbeitsstelle, Ausbildung – nach Mitteleuropa...

  • 13.10.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Auf der Murmelbahn

Wieder einmal gab’s eine Diskussion bei Tisch. Es ging ums Klima. Wieso denn so ein Getue gemacht werde um die Klimaziele: dass der Temperaturanstieg durch Treibhausgase unbedingt auf nur 1,5 Grad begrenzt werden soll. Das müsse man ja wohl nicht so genau nehmen, ein Grad mehr oder weniger, was sei das schon, Pariser Klima-Abkommen hin oder her. „Aber sonst kippt alles“, sagt jemand, „und dann gibt’s kein Zurück, und wenn wir uns noch so sehr abkühlen wollten.“ Schwierig, schwierig, dachte ich....

  • 08.09.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Klug? Wach.

Was braucht ein Mensch, um klug zu sein? Aufmerksamkeit gegenüber der Wirklichkeit, sagte Clemens Sedmak im Stift Admont. Eine kleine, nachdenkliche Gesprächsrunde zur Klugheit gab es dort für die ORF-Sendung „kreuz und quer gedacht“. Ein Tor wird genannt, wer die Wirklichkeit nicht aufmerksam wahrnimmt, sagte Sedmak mit Hinweis auf den mittelalterlichen Denker Thomas von Aquin. Ein „Tor“? Torheit, das ist Abstumpfung der Sinne. Das ließ mich aufhorchen. Aufmerksam sein für das, was uns in der...

  • 04.08.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Umwege, hurra!

Bekannte treffen, ohne sie vorher abzuzählen, Kaffeebesuch oder Gruppentreffen genießen, einfach unter die Leute gehen: Seit einigen Wochen erweitert sich der Alltagsradius wieder über Kirchgang, Arbeitsweg, Einkauf und „Spazierengehen“ hinaus. Langsam zerbröselt der Mix aus Genervtsein und Lähmung, der zuweilen spürbar war. Wo kein direkter sozialer Kontakt möglich ist, fehlen irgendwann die Energieimpulse, die aus Begegnungen entstehen; das lähmt, sagt der Soziologe Hartmut Rosa. Aus...

  • 30.06.21
Kommentare & Blogs

Positionen - Elisabeth Wimmer
Segne die Weite in mir

Rund um Pfingsten gab es mehrere Veranstaltungen, die dem Ermutigen, Zuhören, Skizzieren von Visionen und Überwinden von Spaltung und Ich-Bezogenheit gewidmet waren. Weizer Pfingstvision, Pfingstdialog „Geist & Gegenwart“, Pfingstkongress „Vom Ich zum Wir – Wege aus einer gespaltenen Gesellschaft“ mit Beteiligten aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Jeder Versuch, verbindende Wege zu bauen, ist willkommen, aus welcher „Ecke“ er auch kommen mag. Spaltung im Land überwinden, wir spüren, dass das...

  • 26.05.21
  • 1
  • 2
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ