Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Wehende Fahnen auf starken Masten

„Wir müssen die wehenden Fahnen der Innovation auf die starken Masten der Tradition hängen.“ So wurde Wolfgang Mantl bei seinem Requiem im Grazer Dom zitiert. Dieses Wort des verstorbenen Verfassungsjuristen, Politikwissenschaftlers und christlich inspirierten Denkers halte ich für einen wichtigen und bleibenden Impuls. Für die Gesellschaft wie für die Kirche.

Darin liegt zunächst die Weisheit, nichts, was zusammengehört, gegeneinander auszuspielen. Was wäre das etwa für eine Kirche, die nur stolz auf die Fahnenmasten ihrer wirklich starken Tradition hinweist – aber es wehen keine Fahnen. Dann hat die schöne Tradition ihren Zweck verfehlt.

Wenn umgekehrt nur neue Ideen und Reformen auf die Fahnen geschrieben werden, aber sie bekommen keinen Platz, dann hängt alles nur in der Luft.

Das Bild von den Fahnen der Innovation auf den Masten der Tradition fügt zusammen, was zusammengehört. Das ist ein brauchbares Modell für Kirche und Gesellschaft. Dieses Bild weiß auch beides zu schätzen. Die „Masten“ der Tradition sind „starke“, tragfähige Masten. Die „Fahnen“ der Innovation sind „wehende“ Fahnen.

Das Bild, das uns Wolfgang Mantl ebenso wie viele andere Impulse hinterlassen hat, ist das notwendige Gegenbild zu jeglicher Polarisierung. Durch Polarisierung geht meist die Wertschätzung des Schwerpunkts verloren, der nicht der eigene ist. Dann aber stehen wir entweder mit ungebrauchten Masten dar, oder wir gehen mit fliegenden Fahnen unter.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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