Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Helfen - so oder so gemeint

Wenn zu meiner Kinderzeit mein Vater oder ein Lehrer zu mir sagte „Ich werde dir gleich helfen“, wurde mir immer etwas mulmig zumute. Ich wusste ja genau: In diesem Zusammenhang bedeutet „helfen“ eher das Gegenteil von dem, was wir normalerweise darunter verstehen.
Auch heute kann der Begriff „Helfen“ ein mulmiges Gefühl erzeugen. Etwa wenn von Sterbe-Hilfe gesprochen wird. Auch hier wird ein schön klingender Begriff manchmal für sein Gegenteil verwendet. Und auch für Gesetze ist nicht nur entscheidend, wie sie gemeint sind, sondern wie sie angewendet werden oder was sie bewirken. Um so wichtiger ist es, wenn nach der Aufhebung des Verbots von assistiertem Suizid sofort überlegt wird, wie wir mit dieser neuen Gesetzeslage umgehen können. Bei der Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs war ja auch von flankierenden Maßnahmen die Rede gewesen. Aber wer hat sich darum gekümmert?
Wichtig ist auch, dass sich Menschen zu Wort melden, die Sterbenden wirklich helfen. Leben helfen. Aushalten helfen. Mut finden helfen.
Gerade im immer noch endlosen Corona-Jahr wird so viel Hilfe geleistet. Professionelle Hilfe. Stille Hilfe. Einfach menschliche Hilfe. Hilfe am Krankenbett. Hilfe am Computer. Hilfe gegen Einsamkeit. Hilfe gegen Not. Nachhilfe und Aushilfe. Nicht: Ich werde dir gleich helfen! Sondern: Wie kann ich dir helfen?
Es tut gut zu wissen, dass Hilfe geleistet wird. Auch von der, zu der wir im Monat Mai rufen: O Maria, hilf!

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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