Positionen - Leopold Neuhold
Eine andere Bildung

Der kleine Franzl schaut Nachrichten: Corona-Ferien werden angekündigt. Er schaltet auf den nächsten Sender: „Schulfrei für Schüler aufgrund von Corona.“ Aufgeregt schaltet Franzl den Fernseher aus und ruft seinen Freund Fritz an: „Los, trommle 100 Kontakte zusammen, wir schmeißen eine Party!“ Fritz: „Ok, ich bring Corona mit.“

Ferien können verschiedene Gründe haben: Corona-Ferien etwa, Hitze- oder Energieferien. Jetzt aber beginnen wieder „normale“ Ferien, die vorgesehen sind und sich in den Jahres-, nicht in einen Katastrophenplan fügen. Diese Ferien sind dadurch gekennzeichnet, dass eben nicht Schule gehalten wird. Ferien bezeichnen ja Zeiträume, in denen die Schule vollständig schließt, um den Schülern ungezwungen Erholung zu ermöglichen, sie lösen heuer das oftmalige Ineinander von Schule und erzwungenem Schulbesuchsverbot ab.

Mit Corona sind uns unter anderem zwei Punkte klar geworden, nämlich dass Schule ein eigener Bereich der Bildung ist, zugleich aber auch, dass Bildung nicht nur in der Schule stattfindet. Was im Sinne der professionellen Ausgestaltung oftmals abgetrennt wurde, zeigt sich in der Realität als Ergänzung. Es hat sich in dieser Zeit gezeigt, wie wichtig Erziehung in der Familie ist, was wir oft nicht mehr beachtet haben.
Ferien sind somit nicht ein Zeitraum, der von Bildung ausgenommen ist, sondern Platz für eine andere Form der Bildung als die schulische, ungezwungen, nicht immer von Bildungsabsicht getrieben. Wir sollten nur darauf achten, dass diese freie Zeit nicht wieder in eine erzwungene „freie“ Zeit mündet.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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