Ukraine
Eine humanitäre Katastrophe

Durch Demonstrationen und Gebete drücken viele Menschen ihre Solidarität mit der Ukraine aus, wie hier Anfang März in Rom. Bischof Wilhelm Krautwaschl sprach mit dem ukrainischen Weihbischof Wolodymyr Hruza, der sich politisch aber von Europa enttäuscht zeigte. | Foto: KNA
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  • Durch Demonstrationen und Gebete drücken viele Menschen ihre Solidarität mit der Ukraine aus, wie hier Anfang März in Rom. Bischof Wilhelm Krautwaschl sprach mit dem ukrainischen Weihbischof Wolodymyr Hruza, der sich politisch aber von Europa enttäuscht zeigte.
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Ukraine. Bischof Wilhelm Krautwaschl sprach mit dem Lemberger Weihbischof über die aktuelle Lage: Große Solidarität, aber auch Enttäuschung über den Westen.

Seit seinem Besuch in der Ukraine 2016 verbindet den griechisch-katholischen Weihbischof Wolodymyr Hruza und Bischof Wilhelm Krautwaschl eine gute Bekanntschaft. Am 5. März hat der Bischof per Videokonferenz mit ihm gesprochen.

Die Lage in Lviv (Lemberg) sei derzeit noch ruhig, erzählt Bischof Hruza, „wir haben gut geschlafen, und allein das ist schon ein Schatz und ein Geschenk Gottes, wenn man keine Alarmsirenen in der Nacht hört“. Längerfristige Planungen habe man derweil verworfen, denn „wir warten jeden Abend, dass der Morgen kommt, dass es hell wird und mit dem Licht neue Hoffnung da ist“. Derzeit gibt es in Lemberg ab 22 Uhr eine Ausgangssperre, die zusammen mit der Gesamtsituation auf die Stimmung der Menschen drücke. Dennoch gebe es Freude – speziell nach dem Gottesdienst. „Am Freitagabend feierten wir Messe, haben zusammen gebetet, und danach konnten die Menschen sogar wieder lachen“, berichtet der Lemberger Weihbischof.

In anderen Städten sei es aber schlimm. Bischof Wolodymyr spricht von einer humanitären Katastrophe und einer Situation gegen jede Menschlichkeit, wenn es keine Lebensmittel, keine Medikamente, keinen Strom gebe: „Was kann die Zivilbevölkerung, was können die Kinder, die noch nicht lange gelebt haben und nun so etwas erleben müssen, für diese Situation?“

Die Solidarität in Lemberg und der Zusammenhalt generell seien riesig. „Man kann Gebäude zerstören, die Städte, die Kirchen, aber den Glauben der Menschen kann man nicht zerstören“, so der Geistliche, „die Ukraine wird es geben, solange ein Ukrainer da ist“. Weihbischof Wolodymyr spricht von viel Hilfe und moralischer Unterstützung aus dem Westen. Politisch habe Europa für ihn aber versagt. Er meint, es gebe die Wahl zwischen Selbstschutz und menschlicher Würde. Durch das Heraushalten der westlichen Staaten zum Selbstschutz habe man die Ukraine an Russland ausgeliefert, die Bombardierung der Städte möglich gemacht und auch die Angriffe auf die Atomkraftwerke. „Wenn dort etwas passieren sollte, betrifft das ganz Europa“, so der Weihbischof.

Hruza verweist auch auf die wichtige Rolle der Kirche. „Um die Pfarren dreht sich alles, die Versorgung, die Kommunikation, der Wohnraum für Flüchtende. Wenn etwas passiert, laufen alle zum Pfarrer. In unseren Pfarren ist viel los, die Kirche ist weiter bei den Menschen. Man sagt uns, wir sollen auch flüchten – aber wohin sollen wir, wenn wir doch hier gebraucht werden?“, so Weihbischof Hruza. Den Wert der Kirche erkennen viele Menschen erst, wenn es ihnen nicht gut geht, meint er: „Wir dürfen die Kraft der Sa-
kramente nicht unterschätzen.“

Der Bischof betont, dass man trotz allem Übel die Feinde nicht verfluchen dürfe. Denn bis zum letzten Moment könne ein Mensch sich bekehren, und das Urteil über uns alle fällt letztendlich Gott. Was sei nun gefragt? „Jetzt ist wichtig, den Menschen beim Überleben zu helfen. Und am wichtigsten ist, dass wir als Christen im Gebet verbunden bleiben“, so Weihbischof Wolodymyr Hruza aus Lemberg.

Die Diözese Graz-Seckau hilft im Südosten der Ukraine seit vielen Jahren und jetzt noch verstärkt durch ihr Welthaus. Auch die Caritas der Diözese ist in der Flüchtlingsbetreuung aktiv – vor allem in den Nachbarländern Rumänien und Ungarn. Wer die Kirche unterstützt, hilft stets auch Menschen in Not.

Weihbischof Wolodymyr Hruza im Gespräch mit Bischof Wilhelm Krautwaschl. Sehen Sie das Video: www.katholische-kirche-steiermark.at/ukraine

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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