33. Sonntag im Jahreskreis | 13. November 2022
Meditation

Foto: Felber

naturnah

Vertraute Wege, vertrautes Wasser.
Wärmend die herbstliche Morgensonne.
Gehe stressbefreit und frohen Mutes,
in guten Schuhen, die Jacke offen.
Genieße die Farben, die Ruhe, das Licht.
Fühle mich verbunden mit Mensch und Tier
und bin ganz da – im Fluss des Lebens.

Eines gleich vorweg: Ich muss gestehen, dass ich noch nie auf einem Pferd gesessen bin. Mit knapp über 60 Jahren ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass es noch dazu kommen wird. Aber beeindruckt hat mich diese enge Beziehung zwischen ReiterIn und Pferd schon immer – die Eleganz und Kraft, die enge Verbindung, der rhythmische Gang.

Ich habe das große Glück, dass mich nur wenige Minuten Fußweg vom Naturjuwel „Kleine Raabklamm“ trennen. Da zieht es mich auch immer wieder hin, ausgerüstet mit Walking-Stöcken und einer kompakten Kamera am Gürtel.

Hier kann ich „runterkommen“ und ab-tauchen, eintauchen in die Stille. Begleitet vom Gesang der Vögel, dem Quaken der Enten, vom beständigen Murmeln und Glucksen des Wassers. „So also fließt die Zeit“, kommt mir da in den Sinn. All das macht es mir leicht, zur Ruhe zu kommen und den Stress und die Sorgen des Alltags abzulegen. Es tut gut und baut auf, mit allen Sinnen die Natur wahrzunehmen und zu genießen.

Neulich ist mir bei einer solchen Wanderung ein lieber Nachbar entgegengekommen. Kurzes Stehenbleiben, eine knappe Begrü-ßung, und unvermittelt folgt seine Frage: „Na, Karl, tust auch meditieren?“ Ein herzlicher Blick bestätigt das tiefe gegenseitige Verstehen, da braucht es keine Worte mehr.

Ja, ich erlebe diesen Weg tatsächlich oft als meditatives Gehen. Dann bin ich unterwegs auch nach innen, zu mir selbst. Und wenn dieser Kontakt zu meiner Innenwelt gelingt, wenn ich in Verbindung bin mit Mensch und Tier, mit der Schöpfung um mich herum, dann öffnet sich leise eine verborgene Tür. Dann verdichten sich das Staunen und die Dankbarkeit über Gottes schöpferisches Wirken zu einem wortlosen Herzensgebet.

Oft begleitet mich diese Erfahrung dann auch in den nächsten Tagen noch – beim Fußweg zum Bus oder bei einem Spaziergang in der Großstadt. Da kann es dann passieren, dass sogar die Hektik und der Lärm des Alltags übertönt werden vom kraftvoll-zarten Echo dieser Ruhe und Stille in der Natur.

Karl Felber, Mitterdorf an der Raab

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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