Pfingstsonntag | 23. Mai 2021
Kommentar

Wir haben diesen Tag lange herbeigesehnt: das Ende der Ausgangsbeschränkungen und der Lockdowns, die vorsichtige Öffnung all jener Lokalitäten, an denen das gemeinschaftliche Leben gepflegt und gefeiert werden kann. Es ist wie ein pfingstliches Aufatmen, das Wehen eines Geistes der Freiheit.
So muss es auch am Pfingsttag in Jerusalem gewesen sein. Der Pfingstgeist befähigt die Jünger, die sich davor ängstlich im selbstgewählten Lockdown verschanzt haben, hinauszutreten. Die Angst, die Sorge um das eigene Wohl und die defensive Haltung des Selbstschutzes weichen einem feurigen Mut, der ihnen das Herz öffnet und die Kraft gibt, auf Menschen aller Sprachen zuzugehen und freimütig auszusprechen, was sie zuinnerst bewegt. Es muss ein unglaublich befreiendes Erlebnis für sie gewesen sein. Und es ist nicht ohne Wirkung geblieben. Der Geist der Freiheit, den sie geatmet haben, ist auf viele Menschen übergesprungen. Ihr Auftritt hat eine enorme Energie und Strahlkraft entwickelt. Er wird deshalb als Geburtsstunde der Kirche bezeichnet.
Doch was ist heute in der Kirche von diesem Geist der Freiheit zu spüren? Wohin hat sich diese Strahlkraft verflüchtigt? Die pfingstliche Mut-Impfung braucht dringend eine Auffrischung. Die Kirche muss heute erneut heraustreten aus ihren Bunkern der Selbstbewahrung und Selbstbelügung. Der Geist der Freiheit hilft ihr zu einem ehrlichen Blick auf das, was ist. Der Geist der Wahrhaftigkeit öffnet sie für die Menschen in ihren unterschiedlichen Identitäten und Lebenswirklichkeiten. Atmen wir diesen Geist!

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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