Millionen Gesichter. WJT Krakau | Teil 01
Zwei Tage unterwegs, zwei Welten erlebt

Man kann es ihr nicht verdenken, nach einer achtstündigen Busfahrt und einer ersten Nacht in einem Krakauer Hotel, begleitet von ständigem Regenwetter, zu diesem Schluss gekommen zu sein. Mittlerweile jedoch sind die etwa 70 jungen Menschen, die sich gemeinsam als Gruppe der Katholischen Jugend Steiermark auf diese Reise begeben haben, im Sonnenschein auf dem Weg nach Breslau und außerdem um einiges enthusiastischer.

Nicht zuletzt wegen des Konzentrationslagers Auschwitz wird die Republik Polen oft unweigerlich mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht. Jener Krieg wurde in vielerlei Hinsicht zu einer Geschichte der Lebenden und Überlebenden. Wer sich nach Auschwitz wagt, riskiert einen Blick auf die andere Seite, auf die Seite der Toten. Über eine Million Juden aus ganz Europa verloren ihr Leben hinter den hohen Zäunen des Lagers. Das sind eine Million Gesichter, eine Million Namen, eine Million Schicksale, eine Million Seelen, aber vor allem eine Million Gedanken, die allen in diesen Stunden der Auschwitz-Besichtigung durch den Kopf gingen. Was bleibt, ist nur ein einziges Gefühl, welches wohl niemand der Mitreisenden in Worte fassen kann oder möchte.

Regens Thorsten Schreiber, Seelsorger der Jungen Kirche, freut sich auf die WJT-Reise: „Der Glaube Hunderttausender verdichtet sich in diesen Tagen, in denen sich Jugendliche aufeinander und auf Gott einlassen. Mich berührt es tief, wenn Tausende beten und still werden. Ein Ort einer wahrnehmbar bedrückenden Stille ist Auschwitz. Der Besuch an diesem Ort des Grauens, an dem jegliche Worte versagen, konfrontiert jeden Menschen unweigerlich auch immer mit der Gottesfrage in seinem eigenen Leben. Ich bin davon überzeugt, dass vom Weltjugendtag die Botschaft des Friedens und der Barmherzigkeit ausgeht und dass er ein weiterer Baustein ist, um die Welt zu einem gemeinsamen Haus aller Menschen als Schwestern und Brüder zu machen.“

Der Besuch in Krakau hingegen hat wenig Gefühle der Bedrückung ausgelöst. Auch in einer schönen Stadt wie Krakau, die prächtige Kirchen in mindestens gleicher Zahl wie moderne Lokale aufweist, kann man ein Stück Heimat finden. Wenn das von den Jahren geformte Pflaster und die atemberaubenden historischen Bauten auch zum nostalgischen Träumen einladen, so bleibt Krakau letztlich eine tröstlich gewöhnliche Stadt – mit außergewöhnlich schmackhafter heißer Schokolade!

Ob der Heilige Geist in den Tagen der Weltjugendtagsveranstaltung Krakau einen Hauch von Magie verleiht, wird sich erst in einer Woche zeigen, wenn die Reisegruppe aus den nächsten Reisezielen Gnesen, Thorn, Danzig, Sensburg und Warschau nach Krakau zurückkehrt.

Anna-Sophie Koch, WJT-Teilnehmerin, Graz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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