Ordensleben in der Steiermark | Teil 14
Religiös, ritterlich, militärisch, adelig

Foto: Franz Josef Rupprecht
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Verteidigung des Glaubens und Hinwendung zu den Armen sind die beiden Charismen der Malteser.

Fürstenfeld sei einer der ältesten Sitze des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, nach Mailberg in Niederösterreich, merkt Kommerzialrat Martin Auer an. Der Seniorchef von „Martin Auer Brot“ in Graz, den mitten im Jusstudium mit 20 Jahren der Tod seines Vaters traf und der deswegen die Bäckermeisterprüfung machte und den Betrieb in dem Haus übernahm, in dem seit 1346 Brot gebacken wird, leitet die „Delegation Steiermark“ des Ordens. Sein Vorgänger war Graf Franz Harnoncourt-Unverzagt.

In Fürstenfeld ist die Pfarre offiziell Mieterin in den Kirchengebäuden, die den Malteser-Rittern, der „Ordenskommende“, gehören, ähnlich wie in Altenmarkt bei Fürstenfeld. Der dort wohnende frühere Pfarrer Karl Kröll ist auch „Magistralkaplan“ des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. In Fürstenfeld haben die Malteser eines ihrer Gebäude neben der Kirche zu einem Ort des „betreuten Wohnens“ ausgebaut. Die Kirche im weststeirischen Ligist wiederum ist Patronatskirche des Ritter-Ordens. In dieser Gegend sowie auf der Hebalm und der Stubalm gehören Waldgebiete und Tourismusbetriebe den „Maltesern“. Oberforstmeister DI Clemens Spörk leitet die Wirtschaftsbetriebe des Ordens.

Malteser-Kaplan für ganz Österreich ist der emeritierte Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari. Vor zwei Jahren lobte er im Wiener Stephansdom, mitfühlende Menschen setzen „unter dem Zeichen des Malteserkreuzes ihre spirituellen, ideellen, emotionalen, zeitlichen und auch finanziellen Ressourcen dafür ein, menschliche Not zu lindern und Notleidenden neue Lebenschancen zu eröffnen“.

Der souveräne Orden hält diplomatische Beziehungen mit 160 Ländern. Er hat weltweit 22.000, in Österreich 400, in der Steiermark 35 Mitglieder. „Er ist ein religiöser Laienorden und traditionsgemäß zugleich militärisch, ritterlich und adelig“, heißt es in Kapitel 1, Artikel 1, Paragraph 1 des „Kodex“ des Ordens über dessen „Ursprung und Wesen“. Kommerzialrat Auer, für vier Jahre zum obersten Vertreter des Ordens in der Steiermark gewählt, blickt zurück: Die „Hospitalbrüder“ haben 1080 in Jerusalem ein Hospiz mit 2000 Betten geführt, so groß wie das AKH in Wien. Es sei Arabern, Christen, Juden, allen Glaubensrichtungen offen gestanden.

Als Papst Paschalis II. diesen Hospitalbrüdern vor 902 Jahren die erste religiöse Regel gegeben habe, seien die „Johannesritter“ oder „Johanniter“ als Orden entstanden. Zur Hospitalität, dem Dienst an den Kranken, sei die Verteidigung des Glaubens gekommen und der Schutz der europäischen Pilger, die damals in Scharen nach Jerusalem gezogen seien, vor Übergriffen der Muslime. So sei die Bruderschaft auch bewaffnet worden.

Die „beiden großen Charismen“ des Ordens seien so entstanden, die Verteidigung des Glaubens und die Hinwendung zu den Armen, lateinisch „tuitio fidei et obsequium pauperum“. Sie seien auch nach mehr als 1000 Jahren noch gültig. „Wir haben heute nicht mehr mit dem Schwert in der Hand den Glauben zu verkünden“, bemerkt Auer. Bekenntnis zum Glauben heiße, ihn öffentlich zu zeigen sowie „christlich zu leben und dadurch quasi Vorbild für die anderen zu sein“. Die Hinwendung zu den Kranken berühre heute vielleicht mehr. Doch vielleicht werden manche Seelen so auch für das Zeugnis des Glaubens geweckt.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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