Ordensleben in der Steiermark | Teil 18
Erziehung und Herzensbildung

Abschied. Das Weggehen von Münzgraben fiel schwer.  | Foto: Neuhold
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Der Orden der Dominikanerinnen wurde vom heiligen Dominikus im Jahr 1206 gegründet, als er ein verlassenes Kloster in Prouille für jene Frauen wiederbelebte, welche die Bewegung der Katharer verlassen hatten und zur katholischen Kirche konvertiert waren. Das Gründungskloster existiert heute noch. Dem Hauptanliegen ihres Gründers folgend, sind Dominikanerinnen und Dominikaner, die dominikanische Familie, bis heute in der Verkündigung des Evangeliums durch Wort und Beispiel tätig.

Ein Schwerpunkt ihres Engagements sind Universitäten und Schulen sowie die Seelsorge. Sie bemühen sich besonders, auch unter den Menschen zu wirken, die die Kirche noch nicht oder nicht mehr zu erreichen vermag.

Vor allem in Bildung und Erziehung fand der weibliche Zweig durch die Jahrhunderte genug Bedarf vor, auf den die Schwestern reagieren konnten. Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen war sehr bereichernd, aber natürlich immer auch eine Herausforderung.

Es stehen Umstrukturierungen an, keine Frage, aber jeder Betrieb kann nur durch beständige Anpassungen an geänderte gesellschaftliche Voraussetzungen lebensfähig bleiben. Das gilt auch für ein Kloster. Was das Reagieren auf neue Bedingungen betrifft, sehen sich die Schwestern auch als Vorreiterinnen. Sie haben frühzeitig begonnen, ihre Dinge zu ordnen, und weitblickend gedacht, haben sich entschlossen, das Haus in Gleisdorf aufzulassen, als klar war, dass es dort nicht weitergehen würde, und sind nach Graz gezogen, wo sie in Münzgraben Unterschlupf fanden. Sicher keine einfache Entscheidung für die Gemeinschaft. Sie wurde erleichtert durch das Wissen: „Unser Wirken ist damit ja nicht beendet, der Kindergarten in Thondorf wird gut von der Pfarre weitergeführt, das ist tröstlich.“ Nicht nur das. Was die Dominikanerinnen in Gleisdorf, in St. Ruprecht an der Raab und in Thondorf geleistet haben, war ein bedeutender Faktor, besonders in der Oststeiermark und vor allem auch durch das Internat zu einer Zeit, als Bildungsmöglichkeiten speziell für Mädchen nicht so leicht erreichbar waren wie jetzt. Es wirkt auch heute noch in der Bevölkerung weiter, es wurde und wird entsprechend gewürdigt. „Unsere Mütter sind alle in die Klosterschule gegangen“, das habe ihr einmal ein Mann gesagt, erzählt Sr. Michaela. Sehr gute Kontakte zu ehemaligen Schülerinnen bestehen noch immer. Die Priorin selbst stammt aus einer Arbeiterfamilie in Preßguts im Ilztal, die damals nicht gerade „beglückt“ war von der Entscheidung ihrer Tochter. Aber sie hat sich im Lauf der Zeit als die richtige erwiesen. „Mädel, überleg dir’s gut, denn die, die wieder herauskommen, sind nichts wert.“ So warnte der Vater Sr. Dominika vor deren Eintritt. „Da wusste ich, ich muss durchhalten.“ Mit Erfolg.

Heute leben die vier Dominikanerinnen im betreuten Wohnen gleich neben dem Elisabethinen-Spital in Graz und können zufrieden auf ihr Leben und ihre Arbeit zurückblicken. Bis jetzt konnten sie alle ihre verstorbenen Mitschwestern bis zum Schluss begleiten. Es war eine ganz eigene Erfahrung zu sehen, wie sie friedlich aus dem Leben geschieden sind. „Wenn man sieht, wie nah Leben und Sterben beieinander liegen, dann wird man gestärkt und viel gelassener“, erzählt Sr. Alberta.

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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