Ordensleben in der Steiermark | Teil 13
Auf Unsichtbares hinschauen

„Das Schöne ist: Es braucht nicht ein Fest, um zusammenzukommen, es ist ein Fest, weil man zusammengekommen ist“, sagt Sr. Kati. Bild: Grazer Helferinnen mit den Studentinnen der Wohngemeinschaft und Schwestern aus Wien, die gerade auf Besuch sind.
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  • „Das Schöne ist: Es braucht nicht ein Fest, um zusammenzukommen, es ist ein Fest, weil man zusammengekommen ist“, sagt Sr. Kati. Bild: Grazer Helferinnen mit den Studentinnen der Wohngemeinschaft und Schwestern aus Wien, die gerade auf Besuch sind.
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Menschen begleiten, besonders in Übergangszeiten, gehört zur Sendung der Helferinnen.

Wem helfen die Helferinnen?“ Ja, diese Frage hören sie öfter, lachen Sr. Kati Suhányi, Sr. Regina Stallbaumer und Sr. Dorothea Gnau, die mich im Haus der Helferinnen in der Grazer Leechgasse willkommen heißen. Die Gemeinschaft hat keine eigenen Einrichtungen, etwa Krankenhäuser oder Schulen. Die Gründerin Eugénie Smet wollte das so. Offen und beweglich für die Vorsehung Gottes sollte ihre Gemeinschaft bleiben.

Dieses Gründungscharisma ist ein herausfordernder Auftrag für eine Gemeinschaft im 21. Jahrhundert, deren Niederlassungen mittlerweile über vier Kontinente und 25 Länder verteilt sind. Die Aufgaben – ihre jeweilige „Sendung“, wie die Schwestern das „Helfen“ präzisieren – sind sehr vielfältig, haben sich je nach Anforderung der Zeit verändert und richten sich auch in der Gegenwart nach dem, was not tut: In Europa sind viele Helferinnen in der Seelsorge und im sozialen Bereich eingesetzt, etwa mit Senioren oder Strafgefangenen, auch in Exerzitienarbeit und geistlicher Begleitung. In Indien tragen sie Ausbildungsprojekte für Frauen mit, in dem kriegsgeschüttelten Land Ruanda machen sie Versöhnungsarbeit.

Unter ihrer Sendung verstehen die Schwestern mehr als den jeweiligen Tätigkeitsbereich der Einzelnen oder der Gemeinschaft. „Mehr als das, was wir tun, kennzeichnet uns, wie wir Menschen begegnen“, verdeutlicht Sr. Dorothea, „eine Haltung besonderer Aufmerksamkeit in dem Bereich, in den wir gestellt sind.“ Die ehemalige Lehrerin und pastorale Referentin arbeitet in der Begleitung von Theologiestudierenden und leitet Exerzitien. Auch Sr. Regina ist in der Hochschulseelsorge tätig, Sr. Kati studiert Theologie. Mit ihnen wohnen drei ältere Mitschwestern im Haus, drei weitere arbeiten an anderen Orten und kommen an ihren freien Tagen nach Hause. Im Haus gibt es eine Wohngemeinschaft von Studentinnen, die von Sr. Regina begleitet wird. Und gelegentlich Gäste, die sich zur Besinnung zurückziehen. Auch die Gottesdienste in der Hauskapelle feiern regelmäßig Gäste mit.

Mit der Spiritualität des heiligen Ignatius von Loyola fühlen sich die Helferinnen seit den Anfängen verbunden, sie prägt Ausbildung, Leitungsverständnis und persönliches Gebet. Zu seinem Impuls für die Durchdringung von Alltag und Gebet habe die Gründerin eine besondere Aufmerksamkeit auf Übergangszeiten dazugelegt, sagt Sr. Regina. Hier kommt das Fegefeuer ins Spiel, das im offiziellen Namen der Helferinnen vorkommt und oft Stirnrunzeln auslöst: „Helferinnen der Seelen im Fegfeuer“. Einen Ort des Überganges, des Reifens stellt das Bild vom Fegefeuer vor Augen, sagen die Schwestern. Und besonders in Übergangszeiten und Krisen wollen sie Menschen begleiten. Zudem habe die Gründerin die Seelen im Fegefeuer besonders als die Vergessenen gesehen, denen sie mit ihrem Gebet und Tun zur Seite stehen wollte.

Damit brennt das Bild aus dem 19. Jahrhundert mitten in unserer Gegenwart, in der Menschen, die sich der Vergessenen und Unsichtbaren erinnern, bitter nötig sind. Die Helferinnen des 21. Jahrhunderts verstehen ihren Auftrag zusätzlich als ein Hinschauen auf (Noch-)Unsichtbares, sagt Sr. Dorothea, auf Potenziale, auf das, was sich noch entfalten kann. Und als Wertschätzung für das Schöne, das unbemerkt bleibt. Bis jemand es sieht.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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