Ordensleben in der Steiermark | Teil 29a
Arbeiterorden und Jüngergemeinde

„Dunkel und still“, anders als beim Mutterhaus in Wien, mag es im Winter in Kirche und Umgebung sein. Doch die Patres schätzen es. | Foto: Kalasantiner
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  • „Dunkel und still“, anders als beim Mutterhaus in Wien, mag es im Winter in Kirche und Umgebung sein. Doch die Patres schätzen es.
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Als „Glocknerpfarrer“ wurde ein Kalasantinerpater berühmt: Zu Fuß auf beiden Seiten des höchsten Berges Österreichs unterwegs, betreute in den 1930er Jahren P. Franz Stiletz die Arbeiter beim Bau der Großglockner Hochalpenstraße. In der Steiermark ist der Orden weniger bekannt, doch führt er seit 1902 eine Pfarre: Deutsch Goritz im Dekanat Radkersburg. P. Johannes (oder „Jos“) van den Berg leitete sie von 1982 bis 2012 als Pfarrer und jetzt erneut als Pfarrprovisor. Diakon und Pastoralassistent, irgendwie „Mädchen für alles“, ist P. Gustav Stehno (im Oktober 2011 „Steirer mit Herz“).[/p]

Wer geweiht sei, „ist ein Pater“, meinte der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, als er Gustav Stehno 1981 zum Ständigen Diakon weihte. Seither lässt sich der Ordensmann „Pater“ nennen, auch wenn diese Bezeichnung oft nur für Priester verwendet wird. Der Wiener, am 12. Juni 1954 geboren, war Bürokaufmann bei der Gemeinde. Nach vier Jahren wurde er „durch Zufall“ Kalasantiner.

P. Gustav wurde von seinem Firmpaten zu Gesprächsrunden der „Katholischen Glaubensinformation“ (KGI) des Weltpriesters Herbert Madinger mitgenommen. Mehr und mehr arbeitete er in den KGI-Gruppen mit. So gab er seinen Beruf auf und trat bei den Kalasantinern, die diese Gruppen begleiteten, ein.

Warum wurde der Gründer P. Anton Maria Schwartz seliggesprochen? P. van den Berg nennt „sein großes Gottvertrauen, seine Herz-Jesu-Liebe und die gute Seelsorge an den jungen Arbeitern“. Im 19. Jahrhundert seien sie verlassen gewesen, „doch er hat sich ihrer angenommen und sie behütet“. Ursprünglich war Arbeiterseelsorge das Charisma der Kalasantiner. „Für alles gibt es einen Orden, nur nicht für die Lehrlinge“: Dieses Wort eines Lehrlings bewog P. Anton Maria Schwartz, die Gemeinschaft zu gründen. Ähnlich war es im 16. Jahrhundert dem heiligen Josef Calasanz ergangen, dem Gründer der Piaristen und einem Vorbild von P. Schwartz. Er eröffnete in Rom die erste Gratisschule.

Lehrlingsheime wurden geschlossen, und als neuen Aufbruch entdeckten die Kalasantiner die „Jüngergemeinschaft“ und „Jüngerseelsorge“. Von der Katholischen Glaubensinformation ausgegangen, haben sie im niederösterreichischen Schwarzau ihren Mittelpunkt (neben Schwarzau am Steinfeld sowie Wolfsgraben in Niederösterreich haben die Kalasantiner heute drei Niederlassungen inklusive Mutterhaus in Wien, dazu Eisenstadt und Deutsch Goritz).

„Man lebt in einer Gemeinschaft, auch wenn wir nur zu zweit sind“, bemerkt „der Gustav“, wie die Leute P. Stehno nennen. Die drei Gebetszeiten in der Früh, zu Mittag und am Abend prägen den Tag in Deutsch Goritz. Zudem fühlen sich die „Steirer“ verbunden mit ihren Mitbrüdern in Österreich und sollen sich nie allein vorkommen.

Apropos „Steirer“: P. Stehno, der auch ein 600 Seiten dickes Buch über die Geschichte der Kalasantiner in Deutsch Goritz verfasst hat, blickt auf seine ersten Tage 1985 an seinem neuen Wirkungsort zurück: In Wien sei es laut und hell neben der Straßenbahn gewesen, und er habe „200 Freunde gehabt“. In Deutsch Goritz sei er allein gewesen, „und es war dunkel und still“. Doch jetzt sage er, dem die Pfarre einen Steireranzug schenkte, wenn er von Wien zurückkehre: „Ich fahre heim in die Steiermark.“

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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