Positionen - Monika Prettenthaler
Wir werden wir zusammenleben?

„How will we live together?“ Das Motto der 17. Architekturbiennale in Venedig, die pandemiebedingt von 2020 auf heuer verschoben werden musste, wurde zu einem Zeitpunkt festgelegt, als niemand die Entwicklungen der vergangenen eineinhalb Jahre ahnte. Dennoch könnte es nicht aktueller sein. Neben inspirierenden künstlerischen Impulsen zu Fragen des Klimawandels sind mir in dieser Ausstellung vor allem die vielen Ideen und Entwürfe für Tischgemeinschaften aufgefallen. Einwirklich wunderbares Bild für gelingendes Zusammenleben! Sich zum gemeinsamen Essen treffen zu können und dabei gute Gespräche zu führen – ein Genuss, den viele nach den notwendigen Kontaktpausen jetzt wieder besonders schätzen. Gutes Essen – im umfassenden Sinn – ist nicht auf Kosten anderer möglich. Und wir wissen, auch wenn uns das vielleicht nicht immer gelingt, was ein gutes Gespräch ausmacht: Interesse, Zuhören-Können, Fairness, Vertrauen und Respekt. Genau diese Haltungen kennzeichnen nicht nur eine gute und lebendige Tischgemeinschaft – sie lassen auch das Zusammenleben insgesamt glücken. Wenn wir gut im gemeinsamen Haus „Erde“ leben möchten, kann es nicht darum gehen, einander besiegen zu wollen. In jüdisch-christlichem Verständnis hat Gott seine gute Schöpfung in unsere menschliche Verantwortung gegeben – wir sind Gestalterinnen und Gestalter, Mitschöpferinnen und Mitschöpfer der Welt. Die Bewahrung der Schöpfung, das gesellschaftliche Miteinander und auch wir selbst dürfen uns daher jede Mühe wert sein.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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