Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Weil wir an das Leben glauben

Die sich damals am Karfreitag hingetraut haben, haben ihn am Kreuz gesehen. Als einen schwer Verwundeten, Festgenagelten, immer schwerer mit dem Atem Kämpfenden. Sie haben von ihm Worte gehört, die vergeben und verbinden, aber auch mit dem Willen Gottes ringen. Sie haben nicht erlebt, dass er vom Kreuz herabgestiegen wäre. Trotz höhnischer Aufforderungen dazu.

Die sich am Ostermorgen zum Grab hingetraut haben, haben ihn dort nicht gefunden. Der Stein war weg, die Grabhöhle leer. Bald war er wieder zu sehen. Als einer, der begleitet, der uns beim Namen ruft, der uns vorangeht.

Wer sich hinzuschauen traut, sieht derzeit viel Leid in der Welt. Wer im Glauben hinschaut, weiß, dass der Gekreuzigte die Leiden der Welt verkörpert. Dieser Gekreuzigte ist nicht herabgestiegen vom Kreuz. Bis heute ist der Platz des Sohnes Gottes an der Seite aller Leidenden.

Aus dem Grab aber ist er auferstanden. Allen zum Trotz, die in der ganzen Menschheitsgeschichte immer wieder Gräber aufrichten und manche ihrer Verbrechen in Massengräbern verschütten wollen, zeigt er die göttliche Lebensmacht und Liebesmacht. Am Ende sind die Gräber leer. Die sie gewaltsam aufgerichtet haben, stehen vor ihrem Richter.

Die österlichen Tage lassen uns nicht über das Leid hinwegsehen, aber über das Leid hinausblicken. Das Leben lässt sich durch keinen Stein, also keine kaltblütige Macht, einschließen. Wir feiern gerade heuer gerne Ostern, weil wir an das Leben glauben.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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