Positionen - Leopold Neuhold
Überheblichkeit

„Gott ist groß, der Mensch ist klein, ich muss da wohl dazwischen sein!“ Dieser Spruch war auf einer Mauer in Graz zu lesen. Diese darin zum Ausdruck gebrachte Selbsterhöhung so mancher Person ist aber nicht nur zu lesen, sondern vielfach auch zu spüren. Überheblichkeit zeigt sich etwa darin, dass diese Personen glauben, alles zu 100 Prozent zu wissen, und andere Meinungen als die ihren nicht gelten lassen. Es gibt kein Mehr oder Weniger, es gibt nur ein Alles bei uns und Nichts bei den anderen; eine Kluft zwischen denen, die glauben, besser zu sein, und den anderen. Hier liegt ja auch eine wesentliche Herausforderung in der Demokratie. Manche Menschen glauben nämlich, dass es ein Unrecht ist, dass die Stimme des anderen, der sich mit mir doch nicht messen kann, gleich viel gelten soll wie meine. Daraus erklärt sich so manches Unbehagen in der Demokratie.
Aber auch in Bezug auf den Glauben und die Religion sehen sich manche als den anderen überlegen: Wir sehen das am Rangstreit der Jünger, am Anspruch mancher Jünger, dem Meister am nächsten zu sein, weil sie sich auf einer Wellenlänge mit dem Meister wähnen.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Die Jünger, die da an Herrschaft und Rang denken, sie gehen eben nicht mit Jesus konform, sondern sind weit weg von ihm. Menschen, die nur an sich glauben, wenn sie behaupten, an Gott zu glauben, entwickeln leicht einen Hang zur Grausamkeit, weil sie sich über Gott stellen. Sie sind nämlich nur zu schnell bereit, Menschen zu opfern, um einen bestimmten Zweck zu verfolgen, wie wir am 11. September 2001 in New York gesehen haben.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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