Offen gesagt - Galyna Skotnik
Sorgen und Ängste

Foto: Neuhold

Wie geht es Ihnen im Blick auf die aktuelle Situation in Ihrem Heimatland?

Ehrlich gesagt habe ich gar keine Kraft mehr, Interviews zu geben. Es ist alles sehr schwer. Meine Mutter lebt noch in der Ukraine und möchte auch bleiben. Ich bin im Grunde den ganzen Tag am Telefon. Außerdem helfe ich in Graz bei der Organisation von Betreuung für Flüchtlingskinder mit, solange die Familien noch keinen Wohnsitz haben. Von in der Früh bis am Abend, wenn ich meine Kinder ins Bett bringe, bin ich auf den Beinen und beschäftigt. Aber das ist auch gut so. Sobald ich Zeit zum Nachdenken habe, mache ich mir nur noch mehr Sorgen und habe Ängste. Die Betriebsamkeit hilft mir.

Neben den Sorgen um meine Mutter quälen mich auch Sorgen um mein Heimatland. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass es angegriffen, ja vielleicht sogar ausgerottet wird, ohne erkennbaren Grund und nur durch Lügen gerechtfertigt. In der Ukraine werden friedliche Menschen bombardiert, weil sie in einem unabhängigen Land leben – und das im 21. Jahrhundert! Es gibt keine Argumente dafür, die mir in den Kopf gehen würden. Ich möchte, dass Europa versteht, dass dieser Krieg eine Bedrohung und die Demokratie in Gefahr ist. Wenn die Ukraine aufgibt, dann ist das auch ein europäischer Verlust, eine Niederlage für Europa.

Galyna Skotnik stammt aus der Ukraine und lebt seit 15 Jahren in Österreich.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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