Positionen - Leopold Neuhold
Ohne Zweifel selbstverständlich!

Vater und Sohn im Gespräch, das Gespräch wird immer heftiger, bis der Vater seinem unzufriedenen Sohn vorhält: „Was willst du, du hast ja alles!“ Darauf der Sohn: „Vater, wenn das alles ist, was ihr uns gebt, muss es mehr geben als alles!“

Wenn das „alles“ im Materiellen stecken bleibt, so bildet dies allein keine gute Basis. Es bedarf der Einordnung in ein Sinngefüge, das hält. Wir brauchen einen über Generationen und Gruppen hinweg geteilten Sinn. Heute stehen oft getrennte Sinnwelten nebeneinander, sogar gegeneinander. Dann fehlt der Anstoß für gemeinsame Orientierung und gegenseitige Korrektur. Letztere zeigt sich auch in fehlenden Selbstverständlichkeiten, was „man macht oder nicht macht“. Ohne diese kann ein Gruppendruck nur zu leicht dazu führen, dass Taten gesetzt werden, die Entsetzen hervorrufen, und das ohne Bedenken.

Karli hat beim Diktat sehr viele Fehler. Der Lehrer: „Wenn dir beim nächsten Diktat Zweifel kommen, ob du ein Wort richtig geschrieben hast, schlag im Duden nach!“ Darauf der Junge genervt: „Mir kommen nie Zweifel.“ – In einem gemeinsamen Sinnhorizont könnten wenigstens Zweifel an der Richtigkeit des unmenschlichen Tuns geweckt werden, Anstöße, es nicht zu tun?

Leopold Neuhold
redaktion@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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