Mutworte - Christa Carina Kokol
Kennt Deep Purple Jedermann?

Was wir in der Freizeit gerne lesen, fragte einst unser Deutschlehrer. „Jedermann von Hugo von Hoffmannstal“, war meine zaghafte Antwort, die für verwundertes, aber auch geringschätziges Lächeln sorgte. Dabei hatte ich das Werk (noch) gar nicht gelesen. Es stand im Bücherschrank meines Vaters. Ich „verschlang“ vielmehr den Mädchenroman „Der Trotzkopf“, was mir vor der Klasse aber peinlich war. „Jedermann, dieses kindische Märchen!“, surrte es um meine Ohren. Peinlicher als der „Trotzkopf“!

„Der Jedermann“ stand damals quer zur Zeit, wo alles vom Menschen machbar zu sein schien. In unserer sich rasant verändernden Welt spricht „Jedermann“-Tobias Moretti von einem „zeitlosen Mysterienspiel, das alles andere als überständig ist“ und „auf die gesamte Gesellschaft“ zutrifft.
Und während ich mich mit dem „Jedermann“-Stoff auseinandersetze – tatsächlich, großes Ehrenwort – sehe ich ein Zeitungsfoto der britischen Rock-Legenden von Deep Purple, die sich mit einem neuen Album zurückmelden – Thema: „Unsere Lebensspanne als winziger Tupfer im Vergleich zur kosmischen Zeit.“ Vielleicht nähern sich die „Wilden“ aus meiner „Trotzkopf“-Zeit dem „Jedermann“-Stoff.
Einem Stoff, aus dem die Hoffnung gewebt ist. Eine Hoffnung, dass die kurze Spanne Erdenzeit von jedermann sinnvoll genutzt wird und es die Liebe und ewige Schöpfungskraft Gottes sind, die – letztendlich – Leid und Tod sprengen. Das betrifft jedermann.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenz-analyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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