Mutworte - Christa Carina Kokol
Für ihn macht es einen Unterschied

Foto: Neuhold

Beim Überbrücken der österreichisch-slowenischen Grenze beobachtete ich seit jeher die Unterschiede zwischen hüben und drüben. Das fröhliche „Dober dan“ der Schulkinder, der einladende Gruß mir unbekannter Menschen überraschten mich stets aufs Neue. So fühlte ich mich in einem „fremden“ Land beachtet und angenommen. Diese Gepflogenheit hat sich bis heute zwar relativiert, doch gibt es nach wie vor erfreulich überbrückende Begegnungen – auf beiden Seiten der Mur.
Nach einer Erzählung von William Ashburne läuft ein junger Mann den Strand entlang, um Seesterne aufzuheben und sie zurück ins Meer zu werfen. Auf die verwunderte Frage nach dem Warum antwortet er überzeugt: „Weil die Seesterne sterben, wenn sie in der Sonne liegen.“ Die Entgegnung, dass Tausende von Seesternen am Strand liegen und es keinen Unterschied macht, wenn ein paar wenige wieder im Meer landen, lässt der Junge nicht gelten. Er sieht auf den einen Seestern in seiner Hand: „Für diesen macht es einen Unterschied.“
Mit einem achtsamen Gruß, einem wertschätzenden Wort mitten im Alltagsgetriebe, kann man nicht die Welt retten. Sie sind oft nicht einmal ein Tropfen auf den sprichwörtlich heißen Stein. Sie machen keinen Unterschied für jene, die an Unachtsamkeit in den verschiedenen oft unmenschlichen Ausprägungen leiden. Doch inmitten aller Schwierigkeit, liegt meine Möglichkeit: Ich sehe auf den einen Menschen, der gerade vor mir steht. Für ihn macht es einen Unterschied.

Christa Carina Kokol

ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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