Positionen - Ernest Theußl
Das mit den ersten Plätzen

Meine uneingeschränkte Bewunderung haben und hatten immer jene, die es auch unter widrigsten Umständen schafften, auf Banketten, Empfängen, Bällen, ja selbst im Reisebus die ersten Plätze zu ergattern. Und es waren immer dieselben. Es musste also eine Strategie dahinter sein, die nicht für jedermann durchschaubar ist.

Da geht es einmal um die, die sorgfältig darauf achten, dass sie an vorderster Stelle begrüßt werden, und mit den richtigen Titeln dazu. Da wird in letzter Minute noch die Sekretärin bemüht, ob wohl alles im rechten Lot sei. Dann gibt es jene, die in akribischer Weise Mittel und Wege zu finden wissen, dass sie just auf jenen Fotos nicht fehlen, die am nächsten Tag im Boulevard erscheinen. Oder diejenigen, die einiges auf ihren Namen halten, auf Grund dessen sie eo ipso ein Anrecht auf vordere Plätze hätten, vor denen jedenfalls, die keinen so bekannten tragen. So mancher Ballveranstalter oder Reiseleiter wird davon ein Lied singen können!

Als ich einmal mit einer Reisegruppe in einem Lokal in Trastevere in Rom einen lang gestreckten Tisch zugewiesen bekam, schaffte es ein Pärchen mit gefinkelter Doppelconference, die ersten beiden Sessel zu ergattern. Ihre Gesichter wurden fast ebenso lang wie der Tisch, als die Kellner von der anderen Seite her zu servieren begannen. Da wurde es biblisch: Wer sich selbst nach vorne reiht …

So wird in mir ein bekanntes Bonmot von Papst Johannes XXIII. wieder lebendig: Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!

Ernest Theußl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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