Positionen - Leopold Neuhold
Arbeit ist mehr

„Wieso setzt du dich nicht zu den Kollegen?“ So die Frage eines Teamleiters an einen seiner Mitarbeiter, der abseits sitzt. Der antwortet: „Ich habe Pause!“
Sind aber nicht gerade Pausen Gelegenheiten, sich mit anderen über die Arbeit hinaus zu unterhalten, menschliche Beziehungen zu pflegen? Dieser kleine Witz stammt sichtlich aus der Zeit vor Corona. Beim Homeworking kann man sich nicht mit Kolleginnen und Kollegen zusammensetzen, man hat keine gemeinsamen Pausen. Viele haben in dieser Zeit eine gewisse Abschottung von den Mitarbeitenden erlebt. Arbeit ist für manche einsam geworden.
Dabei ist es schön, wenn man das, was man gern tut, auch in der Arbeit weiterführen kann. Arbeit kann auch Spaß machen: Was macht ein Clown im Büro? Faxen. Auch schon aus früheren Zeiten!
Um die Herausforderung von Corona erfassen zu können, ist es wichtig, die Einengung des Begriffes Arbeit zu beachten. Als Arbeit wird oft nur das gesehen, was in abhängiger Erwerbsarbeit mit Lohn abgegolten getan wird. Arbeit ist aber viel mehr als Erwerbsarbeit, wie Corona gezeigt hat. Und Corona hat auch klar erkennen lassen, dass die Gegenüberstellung verschiedener Tätigkeiten, indem man manche von ihnen abwertet, ungerecht ist. Familienarbeit, Erziehungsarbeit, Versorgungsarbeit, Beziehungsarbeit, es sind nicht immer diese Tätigkeiten, die Würdigung finden, ebenso die Arbeit der Kirche, die wesentlich ist, um dem großen Hunger nach Sinn zu begegnen. Arbeit in einem weiten Sinn ist wesentliches Element der Sinnerfüllung des Lebens, für sich und für andere. Dies sollten wir zum 1. Mai bedenken.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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