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Ein Plädoyer für Unkraut

Es lohnt sich, beim Blick in den Garten oder bei Spaziergängen die Augen offenzuhalten. | Foto: pixabay
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Manche Wildpflanzen werden auch als Heilmittel eingesetzt.

Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer nutzten die gesundheitsfördernde Wirkung von Pflanzen, die heute als Unkraut verschrien sind. Im Mittelalter wurden in Klosterapotheken Wildpflanzen zu Arzneien verarbeitet, die der Behandlung von allerlei Krankheiten dienten. Die bekannteste Vertreterin der Kräuterheilkunde ist sicherlich Hildegard von Bingen, deren Erkenntnisse bis heute relevant sind. Noch immer werden Heilmittel unterstützend in der modernen Medizin eingesetzt – Gesundheit aus dem eigenen Garten!

Doch nicht nur für Menschen sind Unkräuter hilfreich und wertvoll, auch die Tierwelt profitiert vom ungeliebten Grün. Wildvögel sind beim Fressen auf die robusten heimischen Beikräuter angewiesen. Klee lockt Insekten an, und Brennnesseln sind eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlingsraupen. Je mehr Insekten, desto mehr Vögel, desto höher die Artenvielfalt. Zudem ist Unkraut die ideale Zeigerpflanze, die Gärtnern und Landwirten mehr über die Beschaffenheit des Bodens verrät und wie er damit die Qualität für Nutzpflanzen verbessern könnte. Da, wo beispielsweise die Vogelmiere wächst, fühlt sich das Gemüsebeet wohl, und dort, wo sich der Kleine Sauerampfer angesiedelt hat, könnte Kalken helfen.

Unkraut vergeht nicht
In einer Zeit, in der altes Kräuterwissen populär wird und sich Perspektiven wandeln, könnte es an der Zeit sein, dem Unkraut ein Plätzchen in der Schatzkammer der Natur zuzubilligen.
Unkraut zu akzeptieren bedeutet nicht, es ungebremst wachsen zu lassen, aber vielleicht wären „wilde“ Ecken in Gärten und Ackerstreifen gute Kompromisse. Denn wie die Redewendung sagt: Unkraut vergeht nicht! Warum sich dann den früheren Feind nicht zum neuen Verbündeten machen?

Wagemann/deike

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Sie wachsen am Waldrand, auf Wiesen, direkt neben dem Wanderweg: essbare Wildpflanzen, die vor Geschmack und Heilkraft nur so strotzen. Mit 144 Rezepten wird gezeigt, wie vielfältig sich die Kräuter, Früchte und Pilze verarbeiten lassen. Dabei geht es auch ans Eingemachte – denn die Geschmäcker der Wildkräuter machen sich nicht nur in frischen Gerichten gut, sondern lassen sich auch wunderbar konservieren. Auch mit dabei: Sammelzeitpunkt, Standort, Bestimmung.

NATUR

Zur falschen Zeit am falschen Ort
Unkraut hat in unseren Gärten, auf Feldern, auf Gehwegen und Straßen einen schweren Stand. Es wird herausgerissen, weggehackt und mit Herbiziden besprüht. Dabei besteht der schlechte Ruf der wilden Verwandtschaft unserer Nutz- und Zierpflanzen oft zu Unrecht. Denn das lästige Grün hat durchaus positive Eigenschaften!

Zur falschen Zeit am falschen Ort: Das ist Unkraut. Vielfach wird dabei jedoch übersehen, dass die Pflanzen eine Reihe von Vorteilen bieten. Naturfreunde sind deshalb dazu übergegangen, von Bei- oder Wildkraut zu sprechen, und seit 2003 gibt es den „Tag des Unkrauts“. Vor nicht einmal 100 Jahren wäre der Gedenktag überflüssig gewesen. Denn den Winter überlebten die Menschen damals mit haltbar gemachtem Wildgemüse, und Pflanzen wie der Huflattich dienten als erste Vitaminquellen im Frühjahr.

In Europa gibt es über 1500 essbare Kräuterarten (im Bild die Gemeine Wegwarte), die am Wegesrand, in Brachen oder am Rand von Äckern stehen. Viele sind als Nahrungsmittel in Vergessenheit geraten, obwohl sie meist vitamin- und mineralstoffreicher sind als die, die wir im Supermarkt kaufen. Doch in den letzten Jahren hat sich ein Trend manifestiert, der Köche zu Wildkräutersammlern macht. Die Geschmacksvielfalt ist riesig, und so landet Vogelmiere als Salat auf dem Teller, und der als Unkraut verteufelte Giersch wird wie Spinat zubereitet. Aber auch Superfood findet der Spaziergänger beim Gratiseinkauf in der Natur. So stehen die Brennnesselsamen den importierten Chiasamen in nichts nach.

Deike

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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