Ostern in Krisenzeiten
„Lassen wir uns die Osterfreude nicht nehmen“

Papst Franziskus blickte 2019 beim traditionellen Ostersegen „Urbi et orbi“ auf den mit Menschen gefüllten Petersplatz. Solche Bilder wird es heuer nicht geben, aber wir dürfen darauf hoffen und vertrauen, dass es im nächsten Jahr wieder so sein wird. | Foto: Vatican Media/Romano Siciliani/KNA
  • Papst Franziskus blickte 2019 beim traditionellen Ostersegen „Urbi et orbi“ auf den mit Menschen gefüllten Petersplatz. Solche Bilder wird es heuer nicht geben, aber wir dürfen darauf hoffen und vertrauen, dass es im nächsten Jahr wieder so sein wird.
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Das Osterfest gewinnt heuer seine Form und seinen unmittelbaren Ausdruck in den Familien, Häusern und Wohnungen, in denen Christinnen und Christen dieses Fest begehen, sei es mit kleinen Gesten und Zeichen, sei es in aufwändiger gestalteten häuslichen Feiern: Das betonte der Theologe und Liturgiewissenschaftler Peter Ebenbauer von der Universität Graz im Vorfeld des Osterfes­tes. Erfreulich sei daher, dass die Bischofskonferenz in dieser Situation eine „Zeit der Hauskirche“ ausgerufen hat. Die Verbundenheit mit dem gottesdienstlichen Leben der Kirche werde in dieser Situation mehr als sonst durch mediale Übertragungen im Hörfunk und im Fernsehen sowie über das Internet ermöglicht, so Ebenbauer.

Der aktuelle Zustand der Welt sei kein Grund, den Termin des Osterfestes zu verschieben oder das Fest gar ausfallen zu lassen; „ganz im Gegenteil: Ostern lebt von der Erinnerung an den Gott des Lebens, der Rettung und der Zukunft“, betonte Ebenbauer. So würden Chris­tinnen und Christen weltweit ihre österliche Hoffnung nicht nur in guten Zeiten, sondern gerade auch in Zeiten der Not und des Leidens verkünden.

Hoffnungsvolles Ostern

Die österreichische Bischofskonferenz hatte Anfang April die Direktiven ausgegeben, wie das heurige Osterfest zu feiern ist (Kirche bunt berichtete in Ausgabe 14/2020). Kardinal Chris­toph Schönborn betonte angesichts der aktuellen Krise: „Lassen wir uns die Osterfreude nicht nehmen! Wie oft haben schon Menschen in bedrückenden Umständen Ostern umso hoffnungsvoller erlebt.“ Gerade in schweren Sorgen leuchte das Fest von Tod und Auferstehung Christi hell auf.

Wie in vielen Ländern der Welt wird auch im Vatikan heuer ein ungewöhnliches Osterfest begangen. Ostern als höchstes Fest der Christenheit ohne öffentlich zugängliche Messe mit dem Papst: Das gab es nicht seit Ende der Chris­tenverfolgung in der Antike. Entsprechend schwer hat sich der Vatikan mit seiner Entscheidung getan, wie inmitten der Corona-Pandemie die päpstlichen Gottesdienste der Kar- und Ostertage stattfinden sollen. Bekannt gegeben wurde schließlich: Papst Franziskus feiert heuer alle zentralen Gottesdienste bis Ostersonntag am Altar des Petersdoms und ohne physische Anwesenheit von weiteren Gläubigen. Katholiken in aller Welt seien eingeladen, die Liturgien mit dem Papst via Internet, Fernsehen und Radio mitzufeiern. Die Papstmesse am Ostersonntag auf dem Petersplatz, seit jeher Anziehungspunkt für Pilger aus aller Welt, wird in diesem Jahr wie alle anderen Liturgien mit Franziskus im Petersdom gefeiert – und zwar relativ spät um 11 Uhr. Anschließend erteilt Franziskus den österlichen Segen „Urbi et orbi“, der in den vergangenen Jahren bei rund 160 Fernsehanstalten auf dem Sendeplan stand.

Auch im Heiligen Land ist zu Ostern 2020 nichts so wie sonst: Die Palmprozession über den Ölberg in die Jerusalemer Altstadt wurde ebenso abgesagt wie die Fußwaschung, die Chrisammesse wurde verschoben. Dort, wo sonst Gläubige zu den Kar- und Ostertagen in Jerusalem um einen Platz kämpfen, kämpfen nun die Kirchen im Heiligen Land um das Recht, wenigstens in Minimalbesetzung feiern und die Gottesdienste in die Wohnzimmer der Welt übertragen zu dürfen.

Seit Wochen bietet Jerusalem ein Bild wie selbst zu schlimmsten Konfliktzeiten nicht: Gassen leer, Geschäfte verriegelt, heilige Stätten geschlossen. Mit der sukzessiven Abriegelung für alle nicht hier lebenden Ausländer hat die Stadt inmitten der Hauptsaison die Pilger förmlich ausgeatmet. Das leere Grab leerte sich zunehmend von Besuchern, bis die Grabeskirche selbst ihre Tore schließen muss­te. Aus der Menge auf der Via Dolorosa wurden die erlaubten „nicht mehr als zehn“. Die letzten Kreuzwegstationen beteten sie vor der Kirche, mit Mindest­abstand. Seit der jüngsten Verschärfung der Covid-19-Schutzmaßnahmen ist auch das nicht mehr erlaubt.

Gottvertrauen

„Das Drama, das wir gerade durchleben, drängt uns, die ernsten Dinge ernst zu nehmen und uns nicht in Belanglosigkeit zu verlieren“, sagte Papst Franziskus in seiner Predigt am Palmsonntag. Er rief die Menschen auf, in der derzeitigen Krise auf Gott zu vertrauen und weiter anderen zu dienen. „Wir dürfen das nicht verraten, wofür wir geschaffen wurden, und das nicht aufgeben, was zählt“, sagte er und betonte, „dies bleibt, alles andere vergeht“.

Der Papst feierte den Gottesdienst, der von zahlreichen Onlineportalen und Rundfunksendern übertragen wurde, mit nur wenigen anderen im vorderen Teil des Petersdoms. Franziskus erinnerte die Gläubigen, dass die Zusage Jesu nach wie vor gelte: „Öffne dein Herz meiner Liebe. Du wirst den Trost Gottes spüren, der dir beisteht.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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