Weltgebetstag der Frauen
Drei Frauen aus Palästina erzählen ihre Geschichte

Ein junger Olivenbaum am Stacheldrahtzaun. | Foto: Kathrin Schwarze

Die Feier-Materialien für den Weltgebetstag der Frauen am 1. März kommen heuer von christlichen Frauen aus Palästina. Drei Lebensgeschichten, geschrieben 2022, zeigen die Konflikte der Region.

Der Weltgebetstag (WGT) der Frauen steht heuer unter dem Motto „... durch das Band des Friedens“, angelehnt an die Worte im Epheserbrief (Eph 4,1-7), wo es in Vers 3 heißt: „Der Friede ist das Band, das euch alle zusammenhält.“ Im Gottesdienst werden drei Geschichten erzählt: von palästinensischen christlichen Frauen, die aufzeigen, was es bedeuten kann, jemanden in Liebe zu ertragen, und dass das Band des Friedens miteinander verbinden kann. Ihre Geschichten beleuchten die Erfahrungen der Palästinenserinnen aus drei verschiedenen Generationen. Ihre Botschaft ist ein Aufschrei voll Not und Sorge um die Zukunft vor allem der Kinder, beschrieben im Jahr 2022, also vor dem aktuellen gewaltsamen Konflikt.

Eleonor hilft anderen
Zu hören ist die Geschichte von Eleonor, einer alt gewordenen palästinensischen griechisch-orthodoxen Christin. 1948, als der Staat Israel gegründet wurde, floh sie mit ihrer Familie unter Bombardierung aus ihrem Haus in der Nähe „ihrer“ St. Georgs-Kirche, die ihr Urgroßvater erbaut hatte. In der St. Georgs-Kirche befindet sich heute ein israelisches Kulturzentrum. Bis heute warten Eleonor und ihre Familie, dass sie wieder zurückkehren können. Man muss einander in Liebe ertragen – das lernte Eleonor von ihren Eltern. Heute arbeitet Eleonor in Nothilfe- und Entwicklungsprojekten.

Linas Tante wurde getötet
Weiters ist von Lina zu hören, einer Nichte der bekannten Journalistin Shireen, die im Westjordanland getötet wurde, bei einer Reportage für den arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Israelische Streitkräfte umstanden die Männer, die den Sarg von Shireen auf ihren Schultern trugen und die sich nicht einschüchtern ließen. Lina vergleicht ihre Tante mit dem Zweig eines Olivenbaumes, der seine Kraft aus den Wurzeln, aus der Erde seiner Vorfahren schöpft.

Saras Familie hofft auf Rückkehr
Zuletzt ist Saras Geschichte zu hören, einer lutherischen Christin aus Jerusalem. Sie erzählt von ihren Großeltern, die 1948 vom Militär aus ihrem Haus in Jaffa vertrieben wurden und nach Jordanien flüchteten. Bei einem Familienausflug nach Jaffa wollte der Großvater das Haus zeigen, wo sie gewohnt hatten, wo er mit seinem Vater rund um das Haus Bäume gepflanzt hatte. Doch das war nicht möglich – er wollte der Familie, die nun dort wohnte, nur erzählen, dass dies früher sein Haus gewesen war, doch diese wollten davon nichts hören und jagten sie weg. Später zeigte ihr die Großmutter die Schlüssel des Hauses, die sie immer noch aufbewahrte – wie so viele andere Palästinenser, die vertrieben worden waren.
Sara schließt ihre Geschichte mit den Worten: „Ich weiß, dass der Baum, von dem ich abstamme, stark und widerstandsfähig ist. Das nährt und stärkt mich. So kann ich andere in Liebe ertragen, wie es meine Vorfahren taten. Ihre Liebe ist es, die mich wie das Blatt eines blühenden Olivenbaums grünen lässt.“
Das WGT-Komitee Österreich betont: Wir hören zu, ohne zu urteilen.
Die Liturgie des Weltgebetstages führt heuer mitten in eine konfliktreiche Region, die zur Zeit eine schreckliche Welle der Gewalt erlebt. Die Texte entstanden freilich schon lange davor, 2022 wurden sie ins Deutsche übersetzt. Die aktuelle Situation findet daher keine Erwähnung.
Die Liturgie ist getragen von dem Wunsch nach Frieden und Versöhnung, jedoch wird darin auch Kritik an Israel laut – was zu Kontroversen führte. So wird das Titelbild zur Liturgie in Österreich heuer nicht verwendet, weil es missverstanden werden könnte. „Wir wissen sehr wohl, dass die politische Situation im Nahen Osten sehr komplex, verworren und für uns als Außenstehende schwer zu beurteilen ist“, betonen die Frauen vom Weltgebetstags-Komitee Österreich. „Wenn heute die Anliegen der Frauen in Palästina im Mittelpunkt stehen, vergessen wir selbstverständlich nicht auf unsere jüdischen Geschwister, hier in Österreich und in Israel, fühlen uns auch mit ihnen verbunden.“ Und zur Liturgie: „Wir hören zu, ohne zu urteilen.“

WGT-Gottesdienste in unserer Diözese:

Eggenburg. Im Pfarrsaal. 5. 3., 18 Uhr
Furth/Göttweig. Im Pfarrsaal. 1. 3., 18 Uhr
Gmünd. In der evangelischen Kirche. 1. 3., 19 Uhr
Hafnerbach. Im Pfarrheim. 1. 3., 18 Uhr
Herzogenburg. In der Osterkapelle. 1. 3., 18.30 Uhr
Horn. Im evangelischen Gemeindesaal. 1. 3., 19 Uhr
Kilb. Im Pfarrtreff. 1. 3., 18.30 Uhr
Amstetten. In der Pfarre St. Marien. 1. 3., 19 Uhr
Krems. In der Pfarre St. Paul, Wochentagskapelle. 1. 3., 18 Uhr
Langenlois. In der Pfarrkirche. 1. 3., 19 Uhr
St. Martin am Ybbsfelde. In der Pfarrkirche. 1. 3., 18.30 Uhr
St. Pölten. In der evangelischen Kirche. 1. 3., 18 Uhr
Seitenstetten. In der Kapelle im Bildungszentrum St. Benedikt. 1. 3., 19.30 Uhr
Waidhofen an der Thaya. In der evangelischen Kirche. 1. 3., 19 Uhr
Waidhofen an der Ybbs. In der Bürgerspitalkirche. 1. 3., 19 Uhr
Zwettl. Im Pfarrsaal. 1. 3., 19.30 Uhr. Foto: weltgebetstag.de/Brunhilde Raiser

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ