Panorama
Orthodoxe großteils gegen den russischen Angriff

Flucht in Slowakei | Foto: SDB/Roman Sikon
  • Flucht in Slowakei
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Auch kirchlich isoliert sich Moskau vom Rest der Welt

Russland und Serbien bleiben vage und distanzieren sich nicht von Putin. Andere Patriarchen sehr wohl.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat sich nicht vom Angriff Russlands auf die Ukraine distanziert. In einer Sonntagspredigt in Moskau rief er zwar dazu auf, für Frieden und Einheit zu beten, warnte aber gleichzeitig vor äußeren „bösen Kräften“, die nicht nur Russland, sondern die ganze „Rus“ bedrohen würden. Mit „Rus“ meint er die Einheit von Russland, Belarus und der Ukraine. „Wir müssen alles tun, um den Frieden zwischen unseren Völkern aufrechtzuerhalten und gleichzeitig unser gemeinsames historisches Vaterland vor allen äußeren Einwirkungen zu schützen, die diese Einheit zerstören können.“

Keine Entschuldigung. Anders sieht das Metropolit Onufrij, das Oberhaupt der sonst russlandfreundlichen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Dieser hatte schon vergangene Woche Präsident Wladimir Putin aufgerufen, den Angriff einzustellen. Für einen solchen Krieg gebe es keine Entschuldigung, weder vor Gott noch vor den Menschen, so der Metropolit.

Annäherung. Metropolit Epifanij, Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine, lobte das Verhalten. Immer mehr Geistliche und Gläubige des Moskauer Patriarchats in der Ukraine hätten das wahre Wesen der russisch-orthodoxen Kirche und ihres Oberhaupts Patriarch Kyrill erkannt und würden treu zur Ukraine und deren Verteidigung stehen.

Unterstützung. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel telefonierte aus Istanbul mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski. Er bekräftigte den Präsidenten laut „OrthodoxTimes“ in seiner Haltung, mit der er den Menschen in der Ukraine Hoffnung und Durchhaltevermögen schenke. Zuvor hatte der Patriarch einmal mehr zum Ende des Krieges in der Ukraine aufgerufen. Vonseiten der orthodoxen Kirchenoberhäupter verurteilte auch der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel den russischen Angriff auf die „souveräne und unabhängige Ukraine“.

Österreich. Mit deutlichen Worten verurteilte der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) den Angriff auf die Ukraine. Jeder Krieg sei ein Angriff auf Menschenrechte und Menschenwürde.

Keine Distanzierung. Ohne das Wort „Krieg“ zu verwenden, kündigte der für Österreich zuständige russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanochkin) in der Wiener Nikolauskathedrale an, dass die Gemeinde beginne, Geld für Personen zu sammeln, die in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

Serbien. Keine Verurteilung des russischen Angriffs kam auch vom serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije. Zwar veröffentlichte das Belgrader Patriarchat, dass jeder Krieg eine Tragödie sei. Die Worte blieben aber vage. Es sei „eine schmerzliche Tatsache, dass zwei völlig einander nahestehende Brudervölker gleichen Glaubens aufeinanderprallten, deren Geschichte und Kultur untrennbar miteinander verflochten sind“.

Andere Meinung. Zum Ende der Kämpfe in der Ukraine rief jedoch der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Andrej (Cilerdzic), auf. Gewalt sei niemals die Lösung, so Bischof Andrej, und sprach von einem „mörderischen Überfall“.

Krieg beenden. Auch Österreichs „Europabischof“ Ägidius Zsifkovics ruft, wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, zu Frieden und Solidarität mit der Ukraine auf. Er forderte die Verantwortungsträger in Österreich und europaweit auf, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Krieg sofort und dauerhaft zu beenden“.

Slouk/Kathpress

Flucht in Slowakei
Ein Don Bosco Heim in Lviv (Lemberg) ist aufgrund der russischen Angriffe evakuiert worden. Die 57 Waisenkinder sind nach einer strapaziösen Flucht wohlbehalten in der Slowakei angekommen, berichtet der Salesianer-Provinzial der Ukraine, Pater Mykhaylo Chaban SDB

Stellungnahme

Mehr Gewicht für OSZE und UNO

Es gebe „kein Ziel, für das es wert ist, Krieg zu führen“, denn Krieg führe „immer zu unerträglichem Leid auf beiden Seiten“. In einem Brief an die Botschafter Russlands und der Ukraine in Österreich mahnt der internationale Versöhnungsbund beide Kriegsparteien, „unabhängig davon, ob ihr Land in der stärkeren oder schwächeren Position ist“, die Kampfhandlungen sofort einzustellen.

Über Abrüstung sprechen.
Der Politikwissenschaftler und Friedensforscher Thomas Roithner von der Uni Wien gehört zum Team des Versöhnungsbundes. Er weist darauf hin, „dass wir inkludierend wirkenden Organisationen wie der OSZE und der UNO mehr Gewicht verleihen müssen“. Es fehle leider an Vertrauen gegenüber den internationalen Organisationen. „Wir müssen viel mehr über Abrüstung ins Gespräch kommen.“

Nuklearwaffen.
Bereits die Drohung mit Atomwaffen widerspreche der UNO-Charta und den Feststellungen des Internationalen Gerichtshofs, so Roithner. Außerdem hätte niemand die medizinischen, humanitären, sozialen oder wirtschaftlichen Folgen unter Kontrolle.
Der Internationale Versöhnungsbund geht auf das Jahr 1914 zurück und setzt sich in vielen Ländern der Erde für Frieden ein.

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