Ernest Theußl

Beiträge zum Thema Ernest Theußl

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Positionen - Ernest Theußl
Kirche und Arbeiterschaft

In diesen Tagen jährt sich zum 90. Mal der denkwürdige Tag, an dem die Arbeiterschaft Österreichs zum bewaffneten Widerstand gegen die Regierung des christlichen Ständestaats griff. Das Parlament war ausgeschaltet, die politischen Parteien geächtet und der antidemokratische Wirbelsturm am Höhepunkt. Man griff zur Gewalt! Dieses Ereignis erinnert eindringlich an den einst unversöhnlichen Gegensatz von Kirche und Sozialdemokratie. Allein die immer wiederkehrende Frage, ob ein Christ „rot“ wählen...

  • 07.02.24
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Positionen - Ernest Theußl
Kirche und Politik

Am 30. November war es 90 Jahre her, dass die Österreichische Bischofskonferenz alle Priester aus ihren politischen Funktionen abgezogen hat. Innerhalb von zwei Wochen mussten sie ihre Ämter, in die sie demokratisch gewählt worden waren, zurücklegen, vom Landeshauptmann bis zum einfachen Gemeinderat. Aus heutiger Sicht war das eine weise und zukunftsfähige Entscheidung. Dennoch gibt diese Aktion auch 90 Jahre später noch zu denken. Das Motiv für diese überhastete Aktion ist nämlich keineswegs...

  • 13.12.23
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Positionen - Ernest Theußl
Tu was Gescheites!

Mein Vater hat mich einst gelehrt: Schön reden sollen die anderen, du tu was Gescheites! Ein weises Wort, das mich bis heute als gefühltes Hintergrundrauschen begleitet. Dabei habe ich gelernt, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, etwas Gescheites zu tun, als vielmehr, statt frustrierender Selbst- und Sinnsuche sich für eine Person oder eine Sache zu „verschwenden“. Es war so um die Lebensmitte, da hat es mich zur Katholischen Männerbewegung verschlagen, Martin Heidegger hätte es „Geworfen...

  • 24.10.23
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Positionen - Ernest Theußl
So viele Züge gehen

Ich bin steter – und oft auch leidgeprüfter – Zugfahrer. Beim Einsteigen schon die bange Frage: Habe ich den richtigen Zug, werde ich einen Platz finden, und wird er wohl pünktlich ankommen, damit ich den Anschluss nicht verpasse? Die Anzeigetafel – ein Erlebnis von Weite und Ferne: Zürich, München, Wien und Prag. Du brauchst nur einzusteigen, am Abend bist du dort. Wie oft drängen sich mir Gilbert Bécauds berühmte Worte ins Bewusstsein: So viele Züge geh’n, wer weiß, wohin! Und dann die...

  • 06.09.23
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Positionen - Ernest Theußl
Der Mensch in seinem Wahn

Da ruft ein charismatischer Jesusverehrer fanatisch ergebene Anhängerinnen und Anhänger dazu auf, zum Teil durch Nötigung und auch mit Zwang, sich durch Todesfasten für eine Jesusbegegnung bereit zu machen. Das Ergebnis: Massengräber im Shakahola-Wald in Kenia, und 39 festgenommene Personen, die für dieses Massaker verantwortlich zu machen sind. Eine Meldung, die einem mitten im heißen Juli den kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Wie können Menschen so weit kommen, dass sie jedes...

  • 16.08.23
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Positionen - Ernest Theußl
Barmherzig von Generation zu Generation

Es war eine sehr weise Entscheidung von Papst Franziskus, als er im Jahr 2021 einen „Tag der Großeltern“ einführte. Es ist der 4. Sonntag im Juli, rund um das Fest Joachim und Anna, der Großeltern Jesu mütter-licherseits. Als ich zum ersten Mal Großvater wurde, tat sich für mich eine Welt auf. Angesichts des Würmchens in meiner Hand wurde mir plötzlich leibhaftig bewusst: Dein Leben geht weiter, ja, das Leben überhaupt geht weiter, und es wird nicht bei dir stehen bleiben. Von Generation zu...

  • 19.07.23
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Positionen - Ernest Theußl
Hat Gott wirklich „Amen“ gesagt?

Beim österlichen Spaziergang durch den Friedhof – und ich tue das sehr gerne, weil man dort vielen lieben und bekannten Menschen von ehedem begegnet, die nicht hinter Bäumen oder Herrgottswinkeln verschwunden sind – bei einem solchen Spaziergang ist mir nicht nur einmal die Grabinschrift untergekommen: Gott sprach das große Amen! Ist das vielleicht noch hoffnungsvoll gemeint, wo es doch Gott ist, der gesprochen hat, oder ist es gar ein Vorwurf, oder vielleicht einfach nur Resignation? Wie Gott...

  • 19.04.23
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Positionen - Ernest Theußl
Keine Erinnerung

Da sitzen sich zwei ältlicheHerren im Foyer eines Kurhauses gegenüber, der eine mit Gicht, der andere mit Rheuma. Sie haben sich gut 30 Jahre nicht gesehen und tauschen jetzt gemeinsame Erinnerungen über ihre Zeit in Judäa aus, damals, als man einen gewissen Jesus aus Nazaret ans Kreuz hängte. Der eine war Pontius Pilatus, der andere sein Jugendfreund. Und er wollte herausfinden, ob sich der Statthalter emeritus noch an diese Szene erinnere. Doch dieser antwortet lapidar: Ich erinnere mich...

  • 08.03.23
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Positionen - Ernest Theußl
Physik und Metaphysik

Es war ein erhebender Augenblick für uns alle, als der Österreicher Anton Zeilinger den Nobelpreis für Physik entgegennahm. Mit seinen Forschungen hat er – wie man uns sagt – bahnbrechende Einblicke in das Innerste der Natur („ta physika“) freigelegt – für die halt, die das noch nachvollziehen können. Was aber ist das, was über die Natur hinausgeht, das berühmte „ta meta ta physika“, wie es Aristoteles formuliert hat? Schon von der Schule her bin ich es gewohnt, Metaphysik mit etwas Geistigem...

  • 25.01.23
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Positionen - Ernest Theußl
Im Anfang: das Wort

Wer hat diese Erfahrung nicht schon einmal gemacht: Da läuft man tagaus, tagein unzähligen Menschen über den Weg, die wir nicht kennen, über die wir auch nichts wissen. Sie bleiben im Dunkel der Wahrnehmung. Und dann kommt es vor, dass man sich einfach „Guten Morgen“ sagt, und plötzlich ist die Situation wie verändert. Irgendwie hat sich ein Gefühl der Nähe aufgebaut, und der andere ist „Mensch“ geworden. Dieses eine Wort – es hätte auch ein anderes sein können – hat plötzlich viel bewirkt. Es...

  • 30.11.22
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Positionen - Ernest Theußl
Unterwerft sie euch!

In einem kirchlichen Dossier war kürzlich zu lesen, der biblische Ausdruck „Unterwerft sie euch“ sei bislang gründlich missverstanden worden. Der Mensch habe diesen Satz jahrtausendelang dazu missbraucht, um die Natur für seine Belange auszubeuten, und heute ist er sowieso dabei, sie völlig zu zerstören. Da denke ich mir manchmal, ob wir angesichts unseres heutigen naturwissenschaftlichen Wissens nicht gut daran täten, unseren sozialromantischen Begriff von Natur zu überdenken. Denn heute tun...

  • 12.10.22
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Positionen - Ernest Theußl
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Wer in Graz vom Schloßbergplatz über den Edegger-Steg Richtung Mariahilferplatz wandert, wird das eigenartige „Nockerl“ mitten im Fluss, die Murinsel, nicht übersehen können. Frei im Wasser schwebend, links und rechts die Arme ausgestreckt, verbindet sie in festem Griff die altehrwürdige Altstadt am Fuß des Schloßberges mit den Stätten umtriebiger Kommunikation zwischen Lend- und Griesplatz. Festgemacht an den gegenüberliegenden Ufern, kann die Insel ihre Balance halten und mitten im Strom Ruhe...

  • 06.07.22
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Positionen - Ernest Theußl
Gottesbeweise

Kürzlich habe ich eine ehemalige Schülerin getroffen, die vor mehr als 32 Jahren bei mir im Religionsunterricht gesessen ist. In meiner Erinnerung war sie nicht gerade eine, die sich heiß um religiöse Fragen gerissen hätte, und solche waren bei mir nun einmal auf der Tagesordnung. Neben mehr oder minder heiteren Erinnerungen, die wir austauschten, kam das Gespräch auf den „Stoff“ der achten Klasse. Da sind ihr, so beteuerte sie, bis heute die sogenannten Gottesbeweise in Erinnerung geblieben,...

  • 18.05.22
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Positionen - Ernest Theußl
Die Weisen vor dem Thron Gottes

In seinem Buch „De pace fidei – über den Frieden im Glauben“ aus dem Jahre 1453 lässt der berühmte Kardinal Nikolaus von Kues die Weisen aller Religionen vor dem Thron Gottes auftreten und den höchsten der Engel sagen: „Niemand erstrebt in all dem, das er augenscheinlich erstrebt, etwas anderes als das Gute, und das bist Du! Auch bei aller geistigen Überlegung sucht niemand etwas anderes als das Wahre, und das bist Du! Was sucht der Lebende anderes als das Leben? Was der Existierende anderes...

  • 30.03.22
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