Positionen - Ernest Theußl
Hat Gott wirklich „Amen“ gesagt?

Beim österlichen Spaziergang durch den Friedhof – und ich tue das sehr gerne, weil man dort vielen lieben und bekannten Menschen von ehedem begegnet, die nicht hinter Bäumen oder Herrgottswinkeln verschwunden sind – bei einem solchen Spaziergang ist mir nicht nur einmal die Grabinschrift untergekommen: Gott sprach das große Amen! Ist das vielleicht noch hoffnungsvoll gemeint, wo es doch Gott ist, der gesprochen hat, oder ist es gar ein Vorwurf, oder vielleicht einfach nur Resignation? Wie Gott will …

Es hätte ja so gut weitergehen können, wenn Gott nicht einen Schlussstrich gezogen hätte. Als die Frau eines guten Bekannten Anfang Dezember gestorben war, keineswegs unvorhersehbar, da schrieb der Gatte auf die Parte: Ich hätte so gerne noch Weihnachten mit ihr gefeiert, aber Gott hat es anders beschlossen.

Gerade zur Osterzeit, wo wir wieder Tod und Auferstehung in den Mittelpunkt gerückt haben, lassen mich solche Aussagen nicht kalt. Nein, ich bin ganz einfach nicht der Meinung, dass Gott das große Amen spricht und es ihm sogar gefällt, uns aus dem Leben zu holen. Nein, Gott ist der, der uns in der äußersten Not und Verlassenheit, dann, wenn unser Organismus zusammenbricht, entgegenruft: Komm! Der in unsere Dunkelheit hinein ruft: Guten Morgen, steh auf und komm, jetzt machen wir es gemeinsam, und das auf ewig!

Das ist es, was Petrus in seiner Pfingstrede gemeint hat: Ihn hat Gott von den Toten auferweckt! Und das ist es, was ich auch für mich erhoffe.

Ernest Theußl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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