Positionen - Ernest Theußl
Die Weisen vor dem Thron Gottes

In seinem Buch „De pace fidei – über den Frieden im Glauben“ aus dem Jahre 1453 lässt der berühmte Kardinal Nikolaus von Kues die Weisen aller Religionen vor dem Thron Gottes auftreten und den höchsten der Engel sagen: „Niemand erstrebt in all dem, das er augenscheinlich erstrebt, etwas anderes als das Gute, und das bist Du! Auch bei aller geistigen Überlegung sucht niemand etwas anderes als das Wahre, und das bist Du! Was sucht der Lebende anderes als das Leben? Was der Existierende anderes als das Sein? Du also, der du das Leben und das Sein gibst, bist der, der offenbar in den verschiedenen Riten auf je verschiedene Weise gesucht und mit verschiedenen Namen genannt wird.“

Das kommt uns in den Sinn, wenn in diesen Tagen der Ramadan beginnt, der Fastenmonat des Islam, der König der Monate. Es ist der 9. Monat nach dem Mondkalender, in dem Gott in der „Nacht der Bestimmung“ (Lailat al-Qadr) den Koran herab gesandt hat. In diesem Monat, der mit einschneidenden Beschränkungen des Alltags verbunden ist, wissen sich die Muslime Gott in besonderer Weise nahe.

Das führt uns zurück zum Thema Koran. Ist er ein von Gott persönlich geschriebenes Buch, oder hat auch er eine irdische Entstehungsgeschichte? Und das ist nicht eine Frage des Glaubens, sondern des nüchternen Wissens. Das haben auch wir mühsam und leidvoll lernen müssen, aber das gelernt zu haben, würde viele Barrieren niederreißen und viel Hass zerstreuen helfen.

Ein Vorsatz für unsere geteilte Fastenzeit?

Ernest Theußl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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