3. Sonntag der Osterzeit | 1. Mai 2022
Meditation

Foto: pixabay/Goumbik

Wie kommt die Freude?

Es bleibt wahr: „Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34). Zu fragen wäre aber, wie wir es anstellen können, damit die Tage, auch gerade die Arbeitstage, der Freude genug haben? Ist es zuviel gesagt, dass es in allen Berufen, mögen sie noch so mühsam und beschwerlich sein, immer auch wieder Zeiten gibt, in denen die Arbeit Freude macht? Sporadisch vielleicht und nur stundenweise?

Bedenken wir: Allein schon tätig sein zu können, Geist und Leib zu bewegen, kann das menschliche Herz erquicken und uns innerlich freuen. Erst recht ist da Aufwind zu spüren, wenn uns etwas gelingt, wir in den eigenen kreativen Kräften gefordert werden und dadurch auch eine neue Kompetenz gewinnen. Etwas mitgestalten dürfen, bis zu einem guten Abschluss hin, das stärkt das eigene Selbstvertrauen. Arbeiten, gerade solche, die persönliche und kreative Kräfte ansprechen und fordern, werden zu einem Medium, durch das wir unser Leben gestalten und in dem wir uns selbst ausdrücken können.

Eine Leistung erbringen zu können kann durchaus die Freude am Beruf und am eigenen Leben fördern und vermehren. Leistung ist in diesem Sinne etwas Positives. Sie darf nicht abgewertet oder disqualifiziert werden. In gewissem Sinne brauchen wir auch die äußere Stimulierung zu Leistungen, vielleicht sogar den Druck, damit das geschieht, was geschehen soll und auch geschehen kann – gegen den Unwillen zur Arbeit wie gegen die eigene Faulheit. Sehr oft entstehen große Dinge unter einem anfordernden Druck, sei es zeitlicher oder auch materieller Art. Nicht wenige Menschen entdecken ihre schöpferischen Kräfte erst da, wo es eng und prekär wird, beginnen erst dann gut zu kämpfen, wo sie gegen die Wand gedrückt sind.

Freude an der Arbeit wächst auch da, wo wir uns als Mitarbeiter Gottes glauben dürfen. Wo unser Arbeiten der Verbesserung der materiellen und geistigen Lebensbedingungen dient, da dürfen wir es verstehen als einen Beitrag zur Verwirklichung des Schöpfungsplanes Gottes. Ich bin dann nicht mehr ein Rädchen in einer allein auf Profit orientierten Maschinerie, sondern darf meine Mühen als Beitrag verstehen zu etwas Größerem, das mich übersteigt und von Gott her Sinn erhält. Die Arbeit dient dann nicht mehr nur dem Lebensunterhalt, sondern erhält eine neue Qualität. Jedes alltägliche und profane Tun, mag es mir noch so unauffällig und bedeutungslos scheinen, wird so aufgewertet zu einem unverzichtbaren Teil im größeren Ganzen.

Hans Schaller, Dominik Terstriep in: Vom Segen in alltäglichen Dingen, topos taschenbücher, 2009².

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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