33. Sonntag im Jahreskreis | 13. November 2022
Kommentar

Nicht Endzeit, sondern Zeit der Veränderung

Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Wenn wir die dramatischen Umbrüche in der Gesellschaft in den Blick nehmen oder die warnenden Appelle bei der Welt-Klimakonferenz in Ägypten hören, dann bekommen diese Worte Jesu eine beängstigende Aktualität. Er bezieht sie auf den kunstvoll errichteten Tempel, das prächtige Haus Gottes, dessen Zerstörung zur Zeit der Abfassung des Evangeliums eine gerade erst leidvoll erlebte Realität war.

Er deutet eine aktuelle Krisenerfahrung so, dass er zwar ihre Dramatik nicht entschärft, sie nicht verharmlost oder darüber hinwegtröstet, ihr aber dennoch eine Perspektive der Hoffnung entgegensetzt. Wir sollen sie nicht als Vorboten für das Ende der Welt betrachten, sondern als Signal, dass eine Veränderung nötig ist, als einen Impuls, dem Leben eine neue Richtung zu geben. Starre Systeme – wie der aus Steinen gefügte Tempel – werden daran zerbrechen, und jede Veränderung geht auch mit Konflikten, Erschütterungen und Verteilungskämpfen einher. Die einen sehen das Potenzial des Neuen, den Zuwachs an Lebensqualität, den eine Veränderung bringen kann, während für andere das Festhalten am gewohnten Lebensstil alternativlos ist und sie die Botschaft der Krise nicht wahrnehmen.

Auch die Kirche stützt sich auf kostbare Kathedralen und altehrwürdige Institutionen. Auch in ihr bleibt kein Stein auf dem anderen. Immerhin ist der Fels, auf dem sie erbaut ist, ein Mensch – der Apostel Petrus – und ihr Schlussstein Jesus Christus. Sie ist aus lebendigen Steinen errichtet, und Leben bedeutet immer Veränderung.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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