14. Sonntag im Jahreskreis | 4. Juli 2021
Kommentar

Wenn der Heimvorteil zum Nachteil wird

Bei der Fußball-EM haben manche Teams den Vorteil, ihre Spiele daheim im eigenen Land auszutragen, während andere weite Reisen zurücklegen mussten, um an den Austragungsort zu gelangen. Von den eigenen Zuschauern und Fans kann viel Unterstützung kommen, die zusätzliche Kräfte freisetzt und eine Mannschaft über sich hinauswachsen lässt. Es kann aber auch ein Erwartungsdruck entstehen, der lähmend ist.
Dass das Heimrecht auch zum Nachteil werden kann, erlebt Jesus in seinem Heimatort. Dort herrscht eine ambivalente Stimmung, als er in der Synagoge lehrt. Die einen sind ganz aus dem Häuschen vor Begeisterung. Sie sind fähig, zu staunen. Sie können das Neue und Befreiende in der Botschaft Jesu annehmen und das Wirken Gottes in seinem Handeln erahnen. Andere sind misstrauisch, weil sie Jesus von klein auf kennen und meinen, alles über ihn zu wissen. Sie zwängen ihn in eine Schublade, die ihm jeden Handlungsspielraum nimmt. Einmal Zimmermann – immer Zimmermann. Jede Veränderung, jede Horizonterweiterung wird dadurch verunmöglicht. Jesus bleibt nichts anders übrig als verwundert wegzugehen.
Auch wenn wir heute Jesus begegnen, im Evangelium lesen oder Kirche gestalten, besteht die Gefahr, dass wir gleich denken: Kenne ich schon. Ich weiß, wie es zu verstehen ist. Das haben wir immer schon so gemacht. Damit hindern wir auch heute Jesus am Handeln. Veränderung und Wunder können nur geschehen, wenn wir fähig sind zu staunen und offen, in der Botschaft Jesu immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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