4. Sonntag der Osterzeit | 25. April 2021
Kommentar

Keine Bewunderer, sondern Nachahmer.

Der Film „Ein verborgenes Leben“ erzählt die Geschichte des oberösterreichischen Bauern Franz Jägerstätter, der 1943 als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet wurde. Darin gibt es eine Szene, in der Jägerstätter einem Maler in der Kirche assistiert. Das Malen, so sagt dieser, sei sein Broterwerb. Er male einen bequemen Jesus mit Heiligenschein, der den Menschen gefällt, auch wenn ihm bewusst sei: „Wir erzeugen Bewunderer, aber keine Nachahmer.“ Doch er hofft, dass er es eines Tages wagen würde, den wahren Christus zu malen. Diesen Mut, Christus nachzuahmen, zeigt Jägerstätter, indem er dem Nazi-Regime die Stirn bietet und seinem Gewissen treu bleibt.
In dem Maler können wir den bezahlten Knecht erkennen, der zwar den Wolf kommen sieht, der das heraufziehende Unheil klar erkennt, es aber nicht wagt, sich ihm entgegenzustellen, sondern seiner eigenen Sicherheit den Vorrang gibt. Er ist eine tragische Figur. Jägerstätter hingegen verkörpert den guten Hirten, von dem Jesus spricht, der nicht um den Preis der Lüge und des Verrats an seinem Glauben sein Leben retten will.
Wir können den Gedanken des Malers weiterspinnen: Wie müsste der wahre Christus aussehen, der nicht zur Bewunderung, sondern zur Nachahmung motiviert? Vielleicht ist es – frei von kitschiger Schäferromantik – das Bild des guten Hirten, der sich schützend vor seine Schafe stellt und mit dem Einsatz seines eigenen Lebens den Wölfen dieser Welt ins Angesicht widersteht. Der gute Hirt kennt die Seinen, er weiß um die Nöte der Menschen und vertritt mit Zivilcourage ihre Anliegen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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