einfach leben - Öko-Fastenserie | Teil 2
Bäuerlichen Betrieben helfen

 Förderprogramme und faire Preise sollen den bäuerlichen Betrieben helfen, auch mit weniger Tieren gut leben zu können. | Foto: pixino
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  • Förderprogramme und faire Preise sollen den bäuerlichen Betrieben helfen, auch mit weniger Tieren gut leben zu können.
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Macht und Einfluss sind sehr ungleich verteilt.
Mein Ansatz wäre es, regionale Wertschöpfungsketten zu fördern und öffentliche und private Außer-Haus-Versorgung daran zu binden.

Tanja Busse
Die deutsche Autorin war bei der Auftaktveranstaltung der heurigen Aktion „Gerecht leben – Fleisch fasten“ online zu Gast.

Im Gespräch mit der Autorin Tanja Busse über das emotionale Thema Fleisch und den Umbau des Agrarsystems.

Warum ist Fleisch essen so ein emotionales Thema?
Ich glaube, man kann das so erklären: In einer Gesellschaft, in der allen klar ist, es wird sich vieles ändern müssen und es wird mit dem hemmungslosen Konsum so nicht weitergehen, fühlen sich manche überfordert. Sie haben das Gefühl, dass ihnen das Vertraute weggenommen wird. Genauso wie das Tempolimit für Aggressionen sorgt, entsteht das Gefühl, jetzt wollen sie mir auch noch mein schönes Schnitzel madig reden.

In Ihrem Buch schreiben Sie, die Fleischfrage sei mitentscheidend für die Zukunft des Planeten. Warum?
Nur ein Beispiel: Laut einer israelischen Studie ist das Gewicht aller lebenden Nutztiere in der Landwirtschaft um ein Vielfaches höher als das sämtlicher wild lebenden Säugetiere. Das Ausmaß der Ressourcenströme, die für unseren Fleischkonsum um die Erde laufen, ist gigantisch: Die Schiffsladungen voller Soja aus abgeholztem Regenwald nach Europa und China. Die unfassbaren Fabriken mit abertausenden Tieren, die mit einer bäuerlichen Landwirtschaft nichts mehr zu tun haben. Die Gülleströme, die da rausgehen. Ein sich um die Erde spannendes Ver- und Entsorgungsnetz zu diesen Tierproduktionsanlagen und daran hängend riesige Flächen von abgeholztem Regenwald oder degeneriertem Ackerland. Es ist ein massiver Treiber für den Biodiversitätsverlust und für die Klimakrise.

Was müsste sich ändern?

Die Rückbindung der Tierhaltung an die vorhandene Fläche wäre ein riesiger Gewinn, um die Futtermittelströme zu begrenzen. Ganz wichtig ist dabei die ursprüngliche Lebensform der Tiere. Rinder und Schafe haben eine Ko-Evolution mit den Graslandschaften dieser Erde durchlebt und sind wunderbar angepasst. Bei richtiger Art der Beweidung können Rinder den Humusaufbau im Boden fördern. Wenn sie auf Weiden leben, die sie auch ernähren, bringen sie einen unheimlichen Nutzen für die Biodiversität. Bei den Schweinen muss man sagen: Wir können diese unfassbaren Mengen nur halten, weil wir sie mit Lebensmitteln füttern, die wir direkt für die menschliche Ernährung verwenden könnten. Das Schwein muss wieder in die alte Rolle als Resteverwerter kommen.

Wo müsste man politisch ansetzen?
Der mündige Verbraucher ist eine Fiktion, weil ihm das Angebot, das Wissen, die Zeit fehlen. Es bräuchte eine höhere Steuer auf Fleisch, mit Ausnahme von Weidefleisch, und auf Pestizide und künstliche Mineraldünger. Gleichzeitig müssen Förderprogramme und faire Preise den bäuerlichen Betrieben helfen, auch mit weniger Tieren gut leben zu können. Derzeit funktioniert die Preisbildung nicht richtig.

Interview: Christian Köpf

Machen Sie mit:
Die Aktion Gerecht leben – Fleisch fasten lädt dazu ein, in der Fastenzeit weitgehend auf Fleisch zu verzichten und fleischlose Alternativen auszuprobieren – mit vielen positiven Folgen für Mensch, Tier und Natur.
Infos & Anmeldung: www.fleischfasten.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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