70 Jahre Sonntagsblatt | Teil 07
2006 bis 2015

Vom Papstbesuch in Österreich im September 2007 berichtete das Sonntagsblatt auf 16 Seiten – und mit der gesamtösterreichischen Beilage „inpuncto papstbesuch“.
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Er kam als Pilger unter Pilgern

Als Pilger kam Papst Benedikt XVI. nach Mariazell, als Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 850-Jahr-Jubiläum dieses bedeutenden Marien­wallfahrtsortes auf steirischem Boden am Samstag, dem 8. September 2007. Mit einem hölzernen Pilgerstab in der Hand zog er in die Basilika ein und kniete am Gnadenaltar nieder.

Das Motiv des Pilgerns prägte zutiefst den Charakter dieses großen Ereignisses – und auch darüber hinaus unser Kirche-Sein nachhaltig. Der Impuls daraus setzt sich etwa im diözesanen Schwerpunkt „Weg 2018“ fort, sagt Thomas Bäckenberger, der damals als Koordinator an der nicht einfachen Organisation beteiligt war und heute für den „Weg 2018“ verantwortlich ist, rückblickend. Es sei nicht leicht gewesen, so viele Menschen in das abgelegene Mariazell zu „schleusen“. Aber „in der Enge war auch eine Chance“, denn durch dieses „Setting“ sei – begünstigt durch das regnerische Wetter – eine „ganz flache Kirchenerfahrung“ möglich geworden, die nicht hierarchisch geprägt war. Ganz einfache Menschen seien ganz nahe beim Altar gestanden, und unter den Regenmänteln seien ohnehin alle gleich gewesen. „Man konnte unkompliziert dem Papst begegnen“, der durch seine einfache, bescheidene Art die Menschen tief berührt habe: „Papst Benedikt hat sehr werbend und einladend gesprochen, überhaupt nicht von oben herab.“

Als berührende Illustration dieser Erfahrung erzählte Bäckenberger über eine Gruppe von der Kinderonkologie, die dem Papst eine selbstgemachte Kerze schenken wollte. Er teilte ihnen einen Platz in der Basilika zu, wo der Papst vorbeikommen musste, und wies sie an, einfach auf den Heiligen Vater zuzugehen und ihm die Kerze zu überreichen. „Die waren total happy!“, erinnert sich Bäckenberger und fügt hinzu, dass es ihn selbst tief bewegt habe, als er ein Jahr später bei einer Romreise die Vatikanischen Gärten besuchte und in der dortigen Lourdesgrotte genau diese Kerze brennen sah.

Ein wichtiger Aspekt war für Thomas Bäckenberger, dass es „ein gesamtösterreichisches Kirchentreffen auf steirischem Gebiet“ gewesen sei. Dies habe den Horizont als steirische Kirche geweitet und sie spüren lassen: „Die Kirche ist kein Schrebergartenverein.“ Auch für die Bischöfe sei das geerdete und geschwisterliche Klima der Begnung eine sehr beeindruckende Erfahrung gewesen, die zu einem „wesentlichen Mosaikstein für die gesamtösterreichische Entwicklung der Kirche geworden ist“. Die in diesem Jahr neu gewählten Pfarrgemeinderäte etwa waren in besonderer Weise zu dieser Wallfahrt eingeladen und wurden vom Papst eigens für diesen „verantwortungsvollen Dienst“ gesegnet und gesendet. Sie wurden aufgefordert, durch ihr Zeugnis in ihren Pfarren die Apostelgeschichte in unseren Tagen weiterzuschreiben.

Als besondere Frucht dieses Aktes sieht Bäckenberger die beiden österreichweiten PGR-Kongresse, die in den darauffolgenden Jahren in Mariazell abgehalten wurden und nach einer Zeit großer Spannungen und Konflikte in der Kirche Österreichs wesentlich zur Entkrampfung und zur Etablierung eines neuen Stils des Umgangs miteinander und mit den Bischöfen beigetragen haben.

Das Wetter sei für ihn „keine Panne“ gewesen: „Regen gehört zu einer Wallfahrt dazu. Da braucht man etwas, das herausfordert und zusammenschweißt.“ Bäckenberger erzählt, dass er selbst an diesem Tag um 5 Uhr auf dem Platz vor der Basilika gestanden sei „mit Steireranzug, Regenmantel und Bergschuhen – denn die Füße müssen trocken bleiben“. Nicht jedoch die Augen. So habe etwa Kardinal Schönborn am Schluss zu ihm gesagt: „Ich könnte weinen vor Freude!“

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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