Positionen - Monika Prettenthaler
Zwei Schwestern

Auch wenn mir der Sommer jedes Jahr Zeit schenkt, entspannte Tage mit meiner Herkunftsfamilie zu verbringen, erzähle ich jetzt nicht aus den inspirierenden Gesprächen mit meinen Eltern, Geschwistern, mit Schwager, Schwägerin, Nichten und Neffen … Es sind zwei andere Schwestern, die mir in diesen Tagen nahegehen:
Die eine heißt Verantwortung. Ihre Bedeutung ist mir neu bewusst geworden, noch mehr aber hat mir ihr Fehlen zu denken gegeben. Wenn Menschen nicht in der Lage sind, mit den Lockerungen verantwortungsvoll umzugehen, die nach den strengen Lockdown-Regelungen wieder mehr reale soziale Begegnungen ermöglichen. Wenn in Krankenhäusern der Respekt von Besuchern und Patienten gegenüber Mitarbeitern nicht selbstverständlich ist, sondern auf Plakaten daran erinnert werden muss, dass jede und jeder Verantwortung für die Mitmenschen trägt. Wenn in den Kirchen Bänke, die frei bleiben müssen, um die 1,5 m Abstand einzuhalten, trotz Kennzeichnung besetzt werden.
In „Verantwortung“ steckt „Antwort“, und das weist darauf hin, dass es dabei um eine dialogische Haltung geht – verantwortungsvolles Handeln schaut nicht nur auf sich, sondern baut auf Vernunft und Reflexion und ist nur in Freiheit möglich. Freiheit und Verantwortung sind wie Schwestern, die nur gemeinsam zu haben sind.
Für Christinnen und Christen gilt die Erkenntnis von Paulus, wonach Christus uns zur Freiheit befreit hat (Gal 5,1). Wir sind so frei, dass wir allen Mitmenschen – und auch aktuell nötigen Regelungen – mit Verantwortung und Respekt begegnen können.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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