Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Von der Ich-AG zur Wir-GmbH

Eine „Form von Selbstständigkeit“ will mein Kreuzworträtsel von mir wissen. Waagrecht. Fünf Buchstaben.
Die senkrechten Buchstaben ergeben ein mir zunächst fremdes Wort. Dann merke ich, dass ich mir da einen Bindestrich hineindenken muss: „Ich-AG“.
Mit den Einschränkungen wegen „Corona“ haben wir derzeit ein gemeinsames Problem, das alle betrifft. Manche bemerken in dieser Zeit eine erhöhte Aufmerksamkeit für das, was sonst untergeht, wenn jeder und jede ihren eigenen Problemen, Terminen und Befindlichkeiten nachrennen.
Jetzt hört auch der ORF-Berichterstatter im menschenleeren Salzburg die Salzach rauschen und die Tauben gurren. Jetzt kommt so mancher Anruf, ohne etwas zu wollen, außer zu fragen, wie es geht oder ob man etwas braucht. Die Frage „Wie geht es Dir?“ hat sich von einer Floskel zur ernst gemeinten, manchmal auch besorgten Anfrage verwandelt. Familien sind wieder viel beisammen, auch beim Essen, beim Reden, beim gemeinsamen Spielen. Viele springen ein, wo Helfende gebraucht werden.
Probleme, auch im Zusammenleben, gibt es trotzdem genug. Wir wissen auch noch nicht, wie alles sich entwickelt, wenn es länger andauert. Aber einen Wunsch nehmen wir wohl für ein Leben nach der Krise mit. Dass wir statt der „Ich-AG“ öfter eine „Wir-GmbH“ vorfinden. GmbH als „Gesellschaft mit beflügelnder Hoffnung“. Und vielleicht helfen uns für die Bewältigung des Waagrechten, „Irdischen“, die Buchstaben des Senkrechten, der Blick nach „oben“.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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