Positionen - Monika Prettenthaler
Supermama

Der Marienfeiertag im Advent weckt in mir die Erinnerung an Werke der polnischen Künstlerin Elzbieta Jablonska, die vor Jahren zum Thema Mutter im Kulturzentrum bei den Minoriten zu sehen waren. In der Serie Supermother lenkt die Künstlerin die Aufmerksamkeit charmant-ironisch auf das Heldenhafte von Müttern, die ihre Kinder in übermenschlicher Leistung gegen alle Widrigkeiten der Welt schützen. Auf einem der Fotos sitzt die Künstlerin als Supermama im nicht zufällig gewählten Superman-Kostüm mit ihrem Sohn Antek auf dem Schoß in ihrer Wohnung, bewusst inszeniert als Madonna mit Kind: So wie das Bild Mariens durch die Jahrhunderte in dogmatischer Festschreibung zur idealisierten Überfrau stilisiert wurde, müssen auch aktuelle Idealbilder immer wieder kritisch hinterfragt werden. So wie Elzbieta Jablonska sich in einem Kostüm präsentiert, werden Frauen allgemein und besonders Mütter in oft unmögliche Rollen gesteckt: selbstständig, emanzipiert und zugleich traditionelle Werte hochhaltend, fröhlich und spontan, zugleich ruhend und alle umsorgend, perfekt im Familienmanagement und der Haushaltsorganisation, attraktive Geliebte, verständnisvoll … Ein Spagat zwischen divergierenden Erwartungshaltungen, der wirklich nur mit Superkräften zu schaffen ist.

Für (Kirchen-)Geschichte und Gegenwart gilt: Supermamas fallen nicht vom Himmel, sie werden von anderen dazu gemacht …

Am 8. Dezember feiert die katholische Kirche auch eine „Supermama“. In Maria leuchtet schon jenes erlöste Leben auf, in dem alle einengenden Rollenverstrickungen überwunden sind.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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