Mutworte - Anna Schreiber
Stolz - schwierig und kostbar

Foto: privat

Ich wäre so gern stolz auf mich. Mir scheint, viele Menschen um mich herum sind stolz auf sich und das, was sie tun. Ich kann das irgendwie nicht. Es fühlt sich verkehrt und auf seltsame Weise verboten an.
Viele Kinder haben früher gelernt, dass Stolz eine schlechte Charaktereigenschaft sei. Stolz befand sich in direkter Nähe der Sünde. Ein Kind durfte nicht stolz sein. Demut war angesagt. Vielleicht war das in Ihrer Kindheit ja schon nicht mehr so. Doch jahrhundertelang wurde vielen Generationen diese abwertende Verwendung des Wortes Stolz vermittelt. Das wirkt bis heute noch nach.
Einen Stolz, der mit einer Haltung von Überheblichkeit, Überlegenheit und der Abwertung anderer einhergeht, nenne ich „ungesunden“ Stolz. Es gibt jedoch auch eine andere Art von Stolz, nennen wir ihn „gesunden“ Stolz. Das wird der Stolz sein, den Sie sich wünschen. Dieser Stolz ist verbunden mit dem Wissen um die eigene Kompetenz, die eigene Kostbarkeit. Es ist sozusagen ein Stolz „mit Herz“ statt herzlosem Stolz.
Wenn Sie auf Ihre Wahrnehmung blicken, in der sich stolz zu sein bisher „falsch“ angefühlt hat, und nun verstehen, dass dies womöglich aus früheren Zeiten stammt, dann können Sie diese Sicht der Vergangenheit zurückgeben, dorthin, wo sie herkommt. Sie können sich einem gesunden Stolz annähern, sich hineinüben. Dann werden Sie ein Wohlfühlen erleben. Schauen Sie mit Ihrem Herzen, mit Dankbarkeit und Stolz auf sich und alles, was Sie lieben. Es ist so viel. Seien Sie stolz darauf, wer Sie sind.

Dipl.-Psych. Anna Schreiber
ist Psychotherapeutin in Karlsruhe. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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