Positionen - Monika Prettenthaler
Spektralweiß?

Nicht umsonst sind mir diese eindrücklichen Experimente aus dem Physikunterricht in Erinnerung geblieben: Die Scheibe mit den regenbogenbunten Segmenten, die sich durch das rasche Ankurbeln vor unseren Augen in ein weißes Rund verwandelte. Und der zweite Versuch, in dem sich ein Lichtstrahl, der im richtigen Winkel auf ein Glasprisma trifft, in das gesamte Farbspektrum auffächert.
Der enge Zusammenhang von reinem Weiß und regenbogen-vielfältigem Bunt ist ein fantastisches Naturphänomen, das wir ChristInnen auf die Großartigkeit der Schöpfung zurückführen. Es kann kein Zufall sein, wenn im Mythos von der Sintflut für den Bund zwischen Gott und den Menschen der Regenbogen als Erinnerungszeichen eingesetzt wird (Gen 6–9).
Weil Gott immer größer und weiter als unsere menschliche Begrenztheit gedacht und geglaubt werden muss, dürfen wir wohl auch im Weiß des Taufkleides – in der frühen Kirche legten die in der Osternacht Getauften ihre Taufkleider am Sonntag danach ab –, das im weißen Hochzeitskleid und der liturgischen Alba weiterlebt, immer das ganze Farbspektrum mitsehen.
Gottgeschenkte Reinheit ist also nie monochrom, sondern offen für regenbogenbunte Vielfalt.
Das erste Frühlingsgewitter hat vor einigen Tagen auch heuer schon einen wunderschönen Regenbogen auf den Himmel gezeichnet. Aller Voraussicht nach wird uns der Sommer noch viele solche Himmelsbilder schicken, die uns daran erinnern können, der bunten Vielfalt menschlicher Lebensentwürfe mit Respekt und Achtung zu begegnen.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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